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03.12.2018

Der Kredit und seine Entstehungsgeschichte

Der Kredit ist eine Erfindung der Neuzeit? Sind Banken die Erfinder des Kreditwesens? Mitnichten – der geschichtliche Ursprung des Kreditwesen beginnt vor Christi Geburt. Hätten Sie es gewusst?
Die Geschichte des Kredit

Haben Sie sich vielleicht schon einmal die Frage gestellt, woher der Begriff Kredit eigentlich kommt. Wo der geschichtliche Ursprung des Kredit liegt. Oder sind sie der Auffassung, das der Kredit seinen Ursprung in der Neuzeit hat beziehungsweise in dieser Zeit erfunden wurde? Dann ist es Zeit für eine geschichtliche Reise in die Vergangenheit – beginnend lange vor Christi Geburt, aber der eigentlichen Geburtsstunde des Kredit.

Eine historisch belegte Tatsache ist, dass das Verleihen von Geld und Waren gegen Zinsen fast so alt ist wie die menschliche Zivilisation. Schon in antiken Gesellschaften wurden Kreditverträge geschlossen und in schriftlichen Dokumenten festgehalten. Wagen wir den Sprung in die Anfänge des Kreditwesens.

Getreidesaat als Kredit

Bereits um 3.000 v. Chr. wurde im heutigen Irak Saat für Getreide auf Vertrauen, also ohne Bezahlung, an Bauern herausgegeben. Nach erfolgter Ernte musste eine Teil der Ernte inklusive eines Aufschlages (Zinsen) zurückgegeben werden. Jedoch gab es damals noch keine Banken, welche die Getreidessat ausgaben, sondern örtliche Priester und deren Stadtgott. Personen, höchsten Ranges also, die im mesopotamischen Reich die Hoheit über alle wirtschaftlichen Angelegenheiten hatten („Tempelwirtschaft“). Sogar die tagesgenaue Zinsrechnung kam in Mesopotamien bereits zum Einsatz, was Tontafeln, auf denen die Kreditgeschäfte penibel festgehalten wurden, belegen.

Transportfinanzierung: Die Handelskarawanen vor 4.000 Jahren

Um 2.000 v. Chr. Finanzierten Kaufleute aus dem heutigen Kappadokien Handelskarawanen ins mehr als 1.000 Kilometer entfernte Assur, die Hauptstadt des assyrischen Großreichs. Transportgüter waren vor allem Metalle wie Kupfer, Silber und Gold. Auf dem Rückweg brachten die Karawanen dann Zinn für die Bronzeherstellung und wertvolle Textilien mit. Die Schuldscheine der Karawanenunternehmer wurden bereits wie Wertpapiere gehandelt: Wer als Geldgeber schon vor der Rückkehr der Karawane seinen Anteil ausbezahlt haben wollte, konnte seinen Schuldschein verkaufen. Jedoch musste er dafür einen kräftigen Risikoabschlag hinnehmen.

Das antike Griechenland: Florierender Kreditmarkt in Piräus

Dem griechischen Reich entspringt nicht nur die Idee der Demokratie, sondern auch der Ausbau der sogenannten Handelsfinanzierung und Kredite. So waren Im antiken Griechenland Seedarlehen üblich. Mit diesen Seedarlehen finanzierten die Schiffseigentümer ihre Handelsfahrten in ferne Länder und deren Seehäfen. In Griechenland selbst gilt Piräus im Jahre 700 v. Chr. als das antike Zentrum zum Handel jener Seedarlehen. Allerdings waren Seekredite aufgrund der konstant hohe Gefahren auf See durchaus teuer. 33 % Zinsen auf gewährte Kredite waren hier durchaus die Regel.

Neben den Seedarlehen an sich betritt ein weiteres wichtiges Element die Bühne: das physische Geld. Kleinasiatische Griechen „erfinden“ um 450 v. Chr. das Münzgeld, welches die Kreditabwicklung erheblich erleichterte. Die griechische Tetradrachme wird fortan im gesamten Mittelmeerraum als Zahlungsmittel akzeptiert.

Das antike Rom: Erstmalige Zinsfestlegung durch Gesetz

Dass das römische Reich bis heute seinen Einfluss auf die Weltgeschichte hat, ist unbestritten und so wundert es nicht, dass es auch im Finanzwesen seine Spuren hinterlassen hat. Im römischen Reich war der Handel mit Krediten ein florierendes Geschäft, doch um einer stetigen Erhöhung der Zinsen, den bis heute bekannten Wucherzinsen, vorzubeugen, galt in Rom um 50 v. Chr. eine gesetzliche Zinsobergrenze von 12 %. Ein gut gedachtes Vorhaben, was jedoch in der Praxis, aufgrund mangelnder Kontrolle und Korruption oft nicht eingehalten wurde.

Die bargeldlose Zahlung – auch eine Erfindung aus Italien

In Mitteleuropa blühte das Kreditwesen im 13. Jahrhundert auf, als oberitalienische Städte zu Handelsmächten aufstiegen und Banken gegründet wurden, um den wachsenden überregionalen Warenhandel zu finanzieren und den nötigen Zahlungsverkehr zuverlässig abzuwickeln. Bedeutende Bankiersfamilien wie die Medici, Bardi oder Peruzzi unterhielten eigene Filialen. Man entwickelte die doppelte Buchführung und nutzte Zahlungsanweisungen auf Papier, damit kein Bargeld transferiert werden musste. Finanziert wurden allerdings nicht nur friedliche Handelsgeschäfte, sondern auch die Kriegszüge der Landesfürsten, die das Darlehen aus der Kriegsbeute und den Tributzahlungen der eroberten Gebiete zurückzahlten. Als Sicherheit für den Kredit erhielten die Bankiers Zugriff auf die Handels-, Münz- oder Bergbaumonopole ihrer herrschaftlichen Schuldner.

Die Fugger: Kreditfinanzierte Königswahlen und des Adels Reichtum

In Deutschland verbreitete sich das Kreditwesen ab dem Spätmittelalter. Dabei orientierte man sich am erfolgreichen Vorbild der Italiener. Im Jahr 1530 gewährte der Augsburger Bankier und Großkaufmann Jakob Fugger dem habsburgischen Herzog Ferdinand ein riesiges Darlehen über 275.333 Gulden, der damit seine Wahl zum deutschen König finanzierte. Nach heutigem Wert sind das mehr als 12 Millionen Euro. Die Fugger waren in Hochzeiten das bevorzugte Finanzinstitut zahlreicher Königshäuser in Europa und nahm so durch ihre Kredite erheblichen Einfluss auf politische Geschicke.

ZInsverbot: Bezahlbare Kredite jetzt auch für Normalbürger

Mit der Lockerung des kirchlichen Zinsverbots ab dem 16. Jahrhundert gewannen die Privatkredite an erheblicher Bedeutung, da nun auch Kredite an Normalbürger außerhalb des edlen Adelsstandes vergeben werden konnten. Als Sicherheit diente hier oftmals der Grundbesitz. Seit dem 18. Jahrhundert wurden die Eigentums- und Schuldverhältnisse an Grundstücken fast deutschlandweit in Grundbüchern aufgezeichnet. Somit wurde die Vergabe von Hypothekenkrediten wesentlich erleichtert. Mit der Industrialisierung und ihrem hohen Kapitalbedarf entstanden ab 1850 erste Kreditbanken modernen Zuschnitts. Zur selben Zeit gründeten sich Genossenschaftsbanken, die günstige Darlehen auch an kleine Handwerker und Bauern vergaben. Seit Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs im Jahr 1900 galt deutschlandweit ein einheitliches Kreditrecht. Im Jahr 1927 entstand die Schufa, die bis heute Auskünfte über die Kreditwürdigkeit von Unternehmen und Verbrauchern erteilt.

Und Heute? Das Internet bringt Transparenz, Angebotsvielfalt und Schnelligkeit

Mit dem Aufkommen des Internets und der daraus schnell gewachsenen Angebots- und Informationsvielfalt, ist es heutzutage möglich einen Kredit zu jeder Zeit online zu vergleichen, abzuschließen und innerhalb weniger Stunden das beantragte Geld als Darlehen zu erhalten. Das Ganze ohne das Haus zu verlassen, persönlich vorzusprechen und eine Filiale zu besuchen. Schöne, moderne Kredit-Welt.

Redakteur: Markus Gildemeister

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