Es ist ein Phänomen, dass gerade in den letzten Wochen besonders auffällt: Die Frequenz von Werbung für günstige Kredite nimmt zu. Sei es in Form von allgemeiner Online-Werbung, entsprechenden Einblendungen im Online-Banking, in Form von Newslettern etc. Kaum ein Kanal auf dem nicht irgendein Finanzinstitut mit einem vermeintlich schnell verfügbaren und besonders günstigen Kreditangebot auf Neukundenfang geht. Auffällig ist hierbei der Zeitpunkt als auch die entsprechende Argumentation für die werbe-basierte Kreditoffensive. Da wird für einen Urlaubskredit (endlich sorglos verreisen) geworben, das mögliche neue Cabrio (Sommergenuss pur!) angepriesen, das Wohnmobil (grenzenlose Freiheit) nahegelegt etc…natürlich alles problemlos, schnell und unkompliziert via Kredit finanzierbar.
Kredite sind für Banken ein lohnendes Geschäft – für Verbraucher nicht immer
Banken nutzen die aktuell noch geltende Niedrigzinsphase um über entsprechend günstige Kreditangebote neue Kunden zu gewinnen und bestehende Kunden zu „binden“. Doch der Kampf um Kreditkunden ist hart und führt zu einem schärferen Wettbewerb unter den Banken. Die Devise lautet daher: Günstiger, schneller, einfacher“ – doch das hat seine Haken, vor allem für Verbraucher.
Denn was als günstig angepriesen wird, muss dann nicht zwangsläufig günstig sein. Vor allem bei Kreditangeboten deren Zinssatz sich bonitätsabhängig gestaltet. Die Banken prüfen im Hintergrund die Bonität der Kreditwerber ganz genau, was nicht selten dazu führt, dass ein in der Werbung angegebener Zinssatz beim Gros der Antragsteller schlicht nicht geboten werden kann.
Weiterer Stolperstein: aggressiv auftretende Internetanbieter berechnen bereits für Kreditanfragen Kosten. Selbst dann, wenn es in Folge zu keinem erfolgreichen Abschluss eines Kredits kommt. Wobei es bei solchen Vorgehensweisen am Markt nicht wundern darf, dass die österreichische Finanzmarktaufsicht FMA vor der leichtfertigen Aufnahme vermeintlich kostenloser Sofort- und Konsumkredite teils eindringlich warnt. Insbesondere bei Angeboten, deren Verkaufs-Treiber fadenscheinige, aber wirksame Argumente wie "zinsfreier Ratenzahlung" oder "Null-Prozent-Finanzierung" sind.
Dennoch trotz solcher Warnungen scheint sich das Werbeverhalten der Banken auszuzahlen: Mit plus 10,7 Prozent wiesen Konsumkredite laut FMA bereits im Vorjahr die stärkste Dynamik unter allen Kreditformen auf, mit 18,7 Mrd. Euro machten sie schon zwölf Prozent aller Ausleihungen an Haushalte aus. Eine neuerliche Steigerung für das Jahr 2018 ist bereits jetzt zur Jahresmitte erkennbar.
Banken nutzen Niedrigzins um mit günstigen Krediten langfristig Geld zu verdienen
Das die Banken gerade jetzt ihre Werbeaktivitäten deutlich steigern hat seinen Grund: Es lohnt sich gerade jetzt, weil in der aktuellen Zinslandschaft für Finanzdienstleister generell das Ausleihen von Geld wesentlich interessanter ist als das Einsammeln und Veranlagen von Geld. Damit ist die schnelle Kreditvergabe zur Erfüllung eines Konsumwunschs zum Boom-Geschäft für die ganze Branche geworden. Das Kreditgeschäft ist einer der wenigen Bereiche, in denen Banken jetzt noch Geld verdienen könnten. Waren, Konsum- und Sofortkredite früher eher ein Nischenthema für einige Spezialbanken, so balgen sich mittlerweile dort auch die Großbanken und im kleineren Stil auch Start-ups um neue Kunden.
Redakteur: Markus Gildemeister
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