Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie benötigen einen Kredit und haben sich rundum gut vorbereitet. Das bedeutet, Sie haben der KSV-Abfrage durch die geldgebende Bank zugestimmt und ausnahmslos alle wichtigen Unterlagen zusammengesucht und per Post oder digital versendet. Nun scheint alles nur noch eine Formalität zu sein. Zumal auch die unverbindliche Rückmeldung auf der Banken-Webseite positiv ausfiel. Nach ein paar Stunden oder – im Falle der postalischen Abwicklung – kommt dann die schlechte Nachricht. Ihr Antrag wurde abgelehnt. Was nun folgt, ist die Frage nach dem Warum. Was könnte passiert sein?
Unerwartete Ablehnung und die möglichen Ursachen
Mancher potenzielle Kreditnehmer, der nach Übermittlung eines Antrags entspannt auf die schnelle Auszahlung wartet, erhält wider Erwarten eine negative Antwort der Bank. Dabei fallen Antragsteller manchmal sprichwörtlich aus allen Wolken. Denn eigentlich sah alles gut aus – zumindest in der subjektiven Wahrnehmung. Banken stufen die jeweilige Situation möglicher Kreditnehmer hingegen im Ernstfall anders ein. Ein Grund für die zu Ablehnung eines Antrags kann natürlich die Höhe der Kreditsumme sein. Sieht man von Auto- und Immobiliendarlehen ab, bei denen die finanzierten Objekte der Absicherung dienen können, müssen die Rahmenbedingungen stimmen.
Das bedeutet:
→ Kredithöhe und Laufzeit müssen zum verfügbaren Einkommen passen!
Dabei ist nicht allein das aktuelle Einkommen ausschlaggebend. Für den Kreditantrag ist wichtig, was übrig bleibt.
Bankenbranche setzt Höchstwerte für Kreditsummen an
Gemeint ist also das Netto-Einkommen. Ein Beispiel – der Dispositionskredit. Hier erhalten Sie als Bankkunde bei ausreichender Bonität etwa das 2- bis 3-fache vom „Monatsnetto“. Bei Ratendarlehen hingegen bewegen sich die Obergrenzen vielfach beim 10- bis 15-fachen dieser Summe. Einige Online-Vermittler helfen Ihnen, wenn Ihr Bedarf über die typischen Maximalwerte von 30.000 bis 50.000 Euro hinaus geht. Der Terminus „Netto“ meint natürlich die Summe nach Abzug aller Fixkosten. Mit einem Haushaltsrechner finden Sie vor Antragstellung schnell heraus, welchen Spielraum Sie ausschöpfen können. Unterhaltsleistungen, Mietausgaben, Kosten für Kfz, Versicherungen, Strom, Gas und viele andere Dinge reduzieren das Budget. Doch nicht nur eine zu hohe Wunschkreditsumme kann eine Ablehnung nach sich ziehen. Es gibt genau genommen noch mehrere andere Argumente für das Scheitern eines Antrags.
Der häufigste Knackpunkt – ein schlechter Kredit-Score
Der „Klassiker“ sind negative Einträge im KSV-Register. Zu viele laufende Kreditverträge, offene Rechnungen für Einkäufe im Handel, Verzug bei Mietzahlungen … dies sind nur drei mögliche Ablehnungsgründe. Tatsächlich kann sogar zu häufiges Umziehen oder die falsche Wohngegend zu einer Verschlechterung des sogenannten Kredit-Scores führen. Gleiches gilt für zu häufige Kreditanträge und zu viele Konten oder Kreditkarten. Doch damit ist die Liste der Gründe noch lange nicht vollständig.
Zwei Sonderfälle: Berufseinsteiger und Selbständige
Sie haben sich selbstständig gemacht und die (erfolgreiche) Existenzgründung liegt noch keine drei Jahre zurück? Dann stehen Ihre Chancen bei vielen Banken und Kreditinstituten eher schlecht. Wer bei Antragstellung zwar angestellt ist, aber keinen unbefristeten Arbeitsvertrag vorlegen kann, wird ebenfalls auf Ablehnung stoßen. Dies betrifft auch und gerade Berufstätige in der Probezeit. Zu junge oder alte Kunden sind bei vielen Banken ebenfalls eher nicht beliebt. Mindestens 18 Jahre sollte Antragsteller alt sein. Höchstalter sollten Sie durch die Kredit-Infos oder über den Kundendienst in Erfahrung bringen. Weisen Ihre Kontoauszüge Rücklastschriften, Buchungen von Inkasso-Firmen oder stete Überziehungen des Dispokredits auf? Günstig ist all dies nicht für Ihren Antrag zu einem neuen Darlehen.
Wie reagiere ich auf eine Ablehnung meines Kreditantrags?
Hier haben Sie zwei Optionen. Sie nehmen die Rückmeldung zähneknirschend zur Kenntnis und stellen anderswo einen neuen Antrag. In diesem Fall kann die vorherige Ablehnung zusätzliche Komplikationen bei weiteren Anfragen bedeuten. Option 2 verlangt Ihnen Aktivität ab. Wenden Sie sich an die Bank, die Ihren Antrag abgelehnt hat. Die ersten Nachrichten beinhalten meist schwammige Formulierungen ohne keine klare Aussage zu den eigentlichen Ablehnungsgründen. Auf solche Begründungen sollten Verbraucher aber wert legen. Denn für Sie geht es ja um etwas. War die Kreditsumme beispielsweise nach Auffassung der Bank überzogen hinsichtlich Ihres Einkommens, können Sie eventuell eine Anpassung vornehmen. Viele Kreditnehmer planen bei Finanzierungen einen mehr oder großen Puffer über den tatsächlichen Bedarf hinaus ein. Reduzieren Sie die Kreditsumme, verbessern sich mit etwas Glück Ihre Bewilligungschancen.
KSV-Probleme lösen und Neuantrag einreichen?
War hingegen eine nicht ausreichende Bonität nach der KSV-Auskunft Ursache der Ablehnung, sollten Sie mit ein wenig Vorlauf bis zur erhofften Bewilligung bei weiteren Anträgen rechnen. Durch eine Selbstauskunft können Sie (und sollten Sie als aufmerksamer Verbraucher) überprüfen, ob die Einträge im Register der KSV berechtigt sind. Nicht immer werden die Vermerke fristgerecht gelöscht, sodass veraltete Einträge schlimmsten länger als rechtlich zulässig zu Finanzierungsproblemen führen. Fallen Ihnen in der Selbstauskunft solch unberechtigte Eintragungen auf, können Sie diese auf Antrag löschen lassen. Dies dauert vielleicht ein paar Tage, kostet Sie aber keinen Cent. Freilich sollten Sie etwa durch Kontoauszüge und andere Dokumente beweisen können, dass Löschungen rechtmäßig sind. So können Sie beim Anbieter Ihrer Wahl vielleicht zeitnah einen erneuten Antrag stellen, der dann bewilligt wird.
Wenn alle Stricke reißen: Geld von privat an privat
Probleme bei der Antragstellung als Ergebnis zu geringen Einkommens oder eines zu schlechten Kredit-Scorings können Sie auch mit einem ebenso solventen wie unbescholtenen Bürgen aus der Welt schaffen. Wer einen Antrag allein stellt und zeitgleich Lohnersatzleistungen vom Staat bezieht, sollte sich jedoch nicht zu viel erhoffen. Denn dieser Kundenkreis ist bei Banken bis auf wenige Kredit-Ausnahmen nicht gerade beliebt. In diesem Fall können Privatkredite von Freunden, Verwandten und Bekannten vielleicht des Rätsels Lösung sein. Eine Tilgung der Schulden verlangen Geldgeber aber meist auch dann. Es sei denn, Sie dürfen auf eine Schenkung als Alternative zum langfristigen Kredit hoffen.
Redakteur: Markus Gildemeister
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