Sich einen Kredit zu nehmen, bedeutet sich von einer dritten Partei, sei es einer anderen Privatperson oder einer Institution, sprich: Bank für einen vereinbarten Zeitraum Geld zu leihen. Doch woher stammt dieses Geld? Wie entsteht es überhaupt? Was bedeuten Begriffe wie Geldkreislauf, Zahlungskreislauf und Geldschöpfung eigentlich? Wobei die folgende Frage bei einem Kredit im Vordergrund steht: Woher bekommt die Bank das Geld für die von ihre vergebenen Kredite? Wir wollen der Sache auf den Grund gehen.
Geld für Kredite entspringt dem „Nichts“ – es wird geschaffen
Geschaffen wird Geld in zweierlei Formen – als physisches Zahlungsmittel in Form von Papier und Münzen als auch rein virtuell. Verantwortlich für die Entstehung des Geldes sind die sogenannten Zentralbanken der Staaten und Währungsräume. Dazu zählen die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main, die US-amerikanische Federal Reserve, die Bank of England oder auch die Nippon Ginkō in Japan. Da nur Zentralbanken das Recht haben gesetzliche Zahlungsmittel auszugeben, stellen sie die Hoheitsbehörden in Währungsangelegenheiten dar. Ohne Sie gibt es kein Geld. Diese Zentralbanken bringen beispielsweise neues, frisches Geld in Zahlungskreislauf, wenn Kredite an die angeschlossenen Banken vergeben werden. Oder wenn, wie es aktuell die EZB tut, Anleihen von Staaten (und Unternehmen) gekauft werden, um die lokale Wirtschaft zu stabilisieren. Dabei wird das Geld nicht physisch „hergestellt“, sondern als sogenannten „Sichteinlage“ auf das Zentralbankkonto des Zahlungsempfängers gebucht. Ist dies geschehen, kann dieser über den gebuchten Betrag verfügen und in den Wirtschaftskreislauf bringen.
Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken selbst: das Giralgeld
Neben der Option, sich als Bank von der Landeszentralbank Geld zu leihen, verfügen Geschäftsbanken auch über die Möglichkeit, selbst Geld zu schöpfen. Dies funktioniert in der Praxis wie folgt:
Vergibt eine Geschäftsbank einen Kredit über 10.000 €, bucht sie den Betrag als Kreditforderung in ihre Bilanz. Dem Kunden schreibt sie dann diese 10.000 € auf dessen Girokonto gut, womit sich die Geldmenge im Markt entsprechend erhöht. Der Kreditkunde kann den Betrag dann an andere überweisen, ihn mit der EC-Karte zum Einkaufen nutzen oder auch bar am Automaten abheben.
Dabei nutzen die Geschäftsbanken ähnlich wie bei einer Geldanlage einen sogenannten Hebel: Der Gesetzgeber erlaubt es den Banken ein Mehrfaches der eigenen Einlagen als Kredite an Dritte zu vergeben. Im Gegenzug müssen sie lediglich eine Mindestreserve bei der Zentralbank deponieren. Im Euroraum ist das aktuell nur 1 % der ausgehändigten Kreditsumme. Das aus diesem System hervorgegangene Geld wird auch als Giralgeld bezeichnet.
Was bedeutet Geldschöpfung in der Praxis für Kreditkunden?
Die Geldpolitik der Zentralbanken zielt vor allem auf eine Preisstabilität und eine ausgeglichene Wirtschaftsentwicklung ab. Durch das Festlegen der Leitzinsen und des Mindestreservesatzes, können die Zentralbanken das Zinsniveau am Markt entscheidend beeinflussen. Ist der sogenannte Refinanzierungszins niedrig, zu dem sich die Geschäftsbanken mit frischem Geld versorgen können, kann das billige Geld in Form von preiswerten Krediten an Privat- und Unternehmenskunden weitergegeben werden. Steigen dagegen die Leitzinsen, werden auch Kredite zwangsläufig teurer.
Redakteur: Markus Gildemeister
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