Wer sich ein wenig mit der Banken und Finanzwelt auskennt, weiß, dass das Kerngeschäft der Banken, also das sogenannte „Brot und Butter“ Geschäft nicht mit der Einrichtung und Führung von Girokonten gemacht wird, sondern mit der Vergabe von Krediten. Denn diese sind aufgrund der zu zahlenden Zinsen auf die vergebenen Kredite deutlich lukrativer als das Gebührengeschäft mit Girokonten. Aber woher bekommen eigentlich die Banken selbst das Geld, um dieses dann als Verbraucher- als auch Unternehmer-Kredite an Endkunden weitergeben zu können?
Quelle der Geldschöpfung? Die Zentralbanken
Wenn Banken Kredite vergeben und das geschieht Jahr für Jahr in Milliardenhöhe, dann stammt dieses Geld in der Regel aus zwei Quellen – und zwar zum einen aus den, seitens der Bankkunden getätigten Einlagen auf Giro- sowie Sparkonten. Zum anderen treten die Banken selbst am Markt als Kreditnehmer auf. Das heisst, dass sie sich an die Nationalbank wenden, um dort sogenannte Refinanzierungskredite aufzunehmen, mit denen dann einen Teil des eigenen Kreditgeschäfts „refinanziert“ wird. Womit sich nun die Frage stellt woher denn nun die Zentralbanken dieses Geld nehmen? Eine Frage, die sich leicht beantworten lässt, denn die Zentralbanken sind für die Schaffung und Ausgabe von Banknoten und Münzen verantwortlich. Hierzulande übernimmt diese Aufgabe die Österreichische Nationalbank. Weitere solcher Institute sind etwa die Europäische Zentralbank oder die Federal Reserve Bank in den USA.
Wenn diese Zentralbanken Kredite an Geschäftsbanken vergeben oder Staats- bzw. Unternehmensanleihen kaufen, entsteht so neues Geld. Die Empfänger der Zahlungen, also die kleineren Banken bringen das frische Geld anschließend über private Personen oder Unternehmen in den Wirtschaftskreislauf.
Das „Ding“ mit dem Buchgeld: Kreditinstitute schaffen selbst „Geld“
Neben dem zuvor genannten Prozess zur Geldbeschaffung können Geldinstitute jedoch auch in einem gewissen Rahmen selbst Geld schöpfen. Nicht in Form von Bargeld beziehungsweise dem Prägen und / oder drucken von Geldscheinen, sondern über den Prozess des sogenannten „Buchgeldes“. Dabei erfüllt dieses Buchgeld im Grunde die gleichen Funktionen wie Bargeld – nur das es eben nicht in Form von physische existierenden Geldscheinen oder Münzen nutzbar ist.
Was unter dem Begriff beziehungsweise dem Prozess des Buchgeldes zu verstehen ist, verdeutlicht das folgende Beispiel eines solchen Geldschöpfungs-Prozesses:
Eine Bank vergibt an ein Unternehmen einen Kredit über 10’000 Euro. Die Bank verbucht diesen Betrag als Forderung in ihrer Bilanz, während dem Kunden der Betrag auf dessen Konto gutgeschrieben wird. Die Geldmenge im Markt erhöht sich dadurch entsprechend.
Der Kreditnehmer tätigt mit den 10’000 Euro nun Überweisungen, bezahlt mittels EC-Karte den Einkauf oder hebt Geld am Automaten ab. Bei Fälligkeit zahlt er schliesslich den geliehenen Betrag zuzüglich Zinsen, welche die Bank für die Vergabe erhebt, zurück. Das elektronische Sichtguthaben der Bank verringert sich nun wieder. Dem Kreditinstitut bleibt unter dem Strich der Zinserlös, welchen es durch die Kreditvergabe erzielt.
Das Zinsgeschäft zählt zu den wichtigsten Einnahmequellen einer Bank. Je mehr Kreditvolumen sie vergeben, desto höher ihre Zinserträge. Die Institute profitieren dabei von einem enormen Hebel. Da sie beispielsweise nur 2.5 Prozent der Kreditsumme als Mindestreserve bei der österreichischen Nationalbank hinterlegen müssen, können sie ein Vielfaches der tatsächlich vorhandenen Einlagen für die Kreditvergabe nutzen.
Was bedeutet das nun für Verbraucher mit Kreditbedarf?
Zentralbanken haben durch die Festlegung der Leitzinsen und der Höhe des Mindestreservezinssatzes starken Einfluss auf das Zinsniveau. Ist der Leitzins gering, können sich Banken günstig mit frischem Geld versorgen und Kredite mit tieferen Zinsen vergeben. Steigen die Zinsen oder muss ein größerer Anteil des vergebenen Kreditbetrags als Reserve hinterlegt werden, werden auch die Kredite teurer. So erhalten Geschäftsbanken seit geraumer Zeit Geld zu sehr geringen Kosten. Dadurch soll die Kreditvergabe attraktiver werden und Konsum und Investitionen angeregt werden. Das ist das, was Verbraucher seit geraumer Zeit als Niedrigzinsphase bei Krediten wahrnehmen und dementsprechend auch nutzen sollten.
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