Es ist eine Regel, welche uns unsere Eltern wohl in den meisten Fällen beigebracht haben: Kaufe nichts, was Du dir nicht leisten kannst! Was bedeutet, das Schulden machen weitestgehend vermieden werden sollte. Möchte man sich etwas leisten, sollte man es sofort bezahlen können oder falls nicht, darauf sparen. Doch in Zeiten, in denen es „normal“ geworden scheint, einen Kredit aufzunehmen, geraten die Grundsätze unserer Eltern immer mehr ins Hintertreffen. Was ist schon dabei einen Kredit aufzunehmen? Macht doch jeder und wenn es eben nur in Form des Dispokredits ist. Was im Grunde nicht problematisch ist, solange dieser Kredit regelmässig getilgt werden kann und man innerhalb eines entsprechenden Zeitraums wieder frei von jenen Kreditschulden durchs Leben gehen kann. Nur leider trifft dies bei so manch einem Kreditnehmer nicht ein. Ganz im Gegenteil: So mach ein Verbraucher nimmt Kredite auf, um entweder so sein tägliches Leben zu finanzieren oder aber bereits bestehende Schulden zu tilgen. Bis zu dem Moment, wo ein solches System der Lebensfinanzierung explodiert und die Überschuldung zu einer Privatinsolvenz führt. Das dies nicht aus dem Reich der Fantasie stammt, belegt eine aktuelle Studie.
Der European Consumer Payment Report (ECPR) von Intrum, Europas größtem Kreditmanagement-Unternehmen, zeigt recht deutlich, dass gerade die Gruppe jener Menschen in Europa wächst, die Kredite aufnehmen muss, um beispielsweise laufende Rechnungen zu zahlen beziehungsweise Ratenverpflichtungen aus anderen Verbraucherkrediten nachzukommen. Zwar wächst auch die Zahl der Sparer, jedoch offenbart der Report eben auch, dass sich zwischen Sparern und verschuldeten Haushalten mehr und mehr eine Kluft bildet.
Aus finanzieller Not heraus: Geld leihen wird zur Regel
Um es zu verdeutlichen: So muss sich im Nachbarland Deutschland fast jeder fünfte Bürger Geld leihen, um Rechnungen bezahlen zu können. Die Quote ist von 13 Prozent vor drei Jahren auf 19 Prozent deutlich gestiegen. Eltern sind dabei besonders betroffen: Ein Drittel der Verbraucher mit Kindern unter 18 Jahren im Haushalt (33 Prozent) hat in den letzten 6 Monaten Geld geliehen oder das Kreditkartenlimit ausgeschöpft, um Rechnungen zu bezahlen. Interessant ist dabei, woher das geliehene Geld stammt: Am häufigsten helfen die Familie (39 Prozent) und Freunde (33 Prozent) aus. Frauen wenden sich dabei lieber an die Familie (51 Prozent), während Männer Freunde bevorzugen (36 Prozent). Die eigene Bank liegt mit 28 Prozent auf Platz drei.
Gründe unter anderem: Wachsender Onlinehandel und sozialer Druck
Interessant bei dieser Studie ist, die Frage nach den Ursachen dafür, warum eine, seitens der Verbraucher eine stetige Nachfrage nach geliehenem Geld, besteht? Die befragten Verbraucher sehen in ihrem Verhalten des „Schulden machens“ vor allem zwei wesentliche Ursachen:
- 1.)27 Prozent der befragten bundesdeutschen Bürger ist überzeugt, dass sie der einfache Einkauf im Internet dazu verführt, insgesamt mehr zu kaufen als tatsächlich benötigt.
- 2.)31 Prozent im Jahr 2018 sehen eine Ursache des stetigen „sich Geld leihen“ vor allem in den sozialen Medien. Sie erzeugen nach Auffassung der befragten Personen einen deutlichen Druck dahingehend, mehr zu konsumieren, als sie sollten.
Was lässt sich daraus schließen? Der notwendige verantwortungsvolle Umgang mit Geld scheint dem unkontrollierten Konsum immer mehr zu weichen. Eine Entwicklung, die auf lange Sicht dazu führen wird, in einer Art „Schuldengesellschaft“ zu leben, deren Ende sich als Spirale in den finanziellen Abgrund mit kaum vorhersehbaren Auswirkungen darstellen könnte. Insofern scheint das Thema „finanzielle Bildung ergo das erziehen von finanzieller Verantwortung“ mehr denn je wieder notwendig zu werden.
Redakteur: Markus Gildemeister
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