Nichts ist heutzutage einfacher als einen Kredit aufzunehmen – dank des Internets. Man setzt sich bequem auf die Couch, surft im Internet nach entsprechenden Kreditangeboten, vergleicht einige jener Angebote in einem Online-Kreditvergleich und mit einem Klick auf einen „Button“ fordert man den gewünschten Kredit innerhalb weniger Minuten an. Völlig losgelöst von irgendwelchen persönlichen Beratungsgesprächen bei einer Bank zu festgelegten Öffnungszeiten und schlimmstenfalls sogar vorherigen Terminabsprachen. Onlinekredite sind schnell, unkompliziert und zudem auch noch günstig bei den Kreditkonditionen – so die landläufige Auffassung. Und doch sind Kredite immer wieder in der Kritik, da verantwortlich für Ver- und Überschuldung. Wo liegt also der Fehler?
Kreditfallen lauern beim Kreditnehmer, nicht beim Kredit selbst
Der Fehler liegt nicht selten im Kreditnehmer selbst, denn oftmals gehen der Aufnahme eines Kredits zahlreiche Fehlentscheidungen und Falscheinschätzungen voraus. Punkte, die nicht selten als sogenannte Kreditfallen beziehungsweise Finanzierungsfallen bekannt sind. Die 3 häufigsten jener Fallen einmal zusammengefasst:
Falle 1: Das Zinsverständnis: Nominalzins, Effektivzins?
Kreditangebote müssen aufgrund gesetzlicher Regelungen mit dem Soll (Nominal) als auch dem effektiven Jahreszins angegeben werden. Doch welcher dieser beiden Zinssätze gilt letztendlich für das gewählte Kreditangebot? Da der Nominal-Zinssatz oftmals geringer ausfällt als der effektive Jahreszins, wird von Kunden nicht selten angenommen, das dies der letztendlich „geltende Zinssatz“ sei. Falsch! Es gilt immer der „effektive Jahreszins“. Insofern gilt es sich bei Unsicherheit zu den Zinsen vorher zu informieren. damit solch ein kapitaler Fehler unter keinen Umständen passiert!
Falle 2: Wieviel Kredit wird tatsächlich benötigt?
Sehr beliebte Frage, die auftaucht (gerade bei Bankgesprächen): „Wieviel Kredit kann ich denn bekommen?“ Bei Bankgesprächen kann hier durch den Bankberater eine entsprechend realistische Empfehlung aufgrund der Kenntnis hinsichtlich finanzieller Leistungsfähigkeit des Kreditnehmers erfolgen. Bei Onlinekredit-Angeboten erfolgt eine Beratung dahingehend nicht und somit liegt die Einschätzung der Leistungsfähigkeit beim Kreditnehmer selbst. Somit muss hier die Frage lauten:
„Wieviel Kredit benötige ich tatsächlich?“
Und hier passiert es nicht selten, dass der Kreditbedarf falsch eingeschätzt wird. Empfehlung? Den Kreditbedarf mehrfach mittels eines Kreditrechners unter verschiedenen persönlichen finanziellen Voraussetzung und Kreditkonditionen (Laufzeit / Zinssatz) durchrechnen. Desweiten gilt zu beachten, dass ein Kredit Extra- und Zusatzkosten beinhalten kann. Kosten, die in der Kreditsumme berücksichtigt werden müssen.
Zudem immer eine finanzielle Sicherheitsreserve von 10-15 Prozent des monatlichen Einkommens einplanen. Und das aus gutem Grund, denn unverhofft kommt oft. Eine kaputte Waschmaschine, ein Totalschaden am Auto und so weiter. Die Existenz einer entsprechenden Geldreserve ist somit mehr als empfehlenswert.
Falle 3: Wieviel kann ich mir eigentlich leisten?
Im Grunde der Kardinalsfehler und somit die schwerwiegendste Kreditfalle: Die Fehleinschätzung der realen finanziellen Leistungsfähigkeit. Die Bürde, jeden Monat einen gewissen Betrag für den Kredit aufzuwenden, definitiv eine schwere und dementsprechend mit hoher Sorgfalt zu betrachten.
Allzu oft passiert es, dass seitens des Kreditnehmers die eigene finanzielle Leistungsfähigkeit auf lange Sicht hin überschätzt wird. Die Folge ist die Festlegung einer letztendlich zu hohen monatliche Rate und dem Vertrauen darauf, diese dann monatlich unter entsprechenden Anstrengungen auch zahlen zu können. Was aber erfahrungsgemäß dann auf Dauer nicht funktioniert.
Empfehlung: Ehrlichkeit und reale Selbsteinschätzung muss hier das Maß aller Dinge sein! Sonderzahlungen wie Steuerrückzahlungen, Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld etc. sind zwar schön und gut, sollten aber keinesfalls in die Berechnung der monatlich möglichen Ratenzahlungshöhen miteinfließen. Diese möglichen, zusätzlichen Einnahmequellen einzig und allein unter dem Aspekt möglicher Sonderzahlungen und vorzeitiger Ablösung betrachten und dementsprechende Optionen in den Kreditvertrag aufnehmen lassen.
Umkehrschluss „zu niedrige monatliche Kreditrate“: Auch eine zu niedrige Tilgung birgt die Tücke der beinahe unendlichen Laufzeit und erzeugt ein zusätzliches Risiko. Umso länger die Kreditlaufzeit, umso höher sind die Risiken von steigenden Zinsen, Einkommensverlusten etc..
Das Fazit
Kreditfallen können schwer wiegen, sind aber im Grunde von jedem Kreditnehmer selbst vermeidbar. Es geht hierbei im Grunde immer darum, sich bestimmte Punkte wie vorgenannt vor Augen zu führen, stets ehrlich zu sich selbst zu sein und Entscheidungen niemals unvorbereitet zu treffen – schon gar nicht bei Kreditgeschäften. Purer Aktionismus führt hier fast immer zu entsprechenden Tilgungsproblemen.
Denn letztlich ist die Kreditabzahlung keine Kleinigkeit. Das richtige Maß der Tilgung ist das entscheidend und zwar unabhängig von welcher Kredithöhe.
Redakteur: Markus Gildemeister
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