Wer sein Geld verleiht, möchte gewährleistet wissen, dass er das geliehene Geld zu einem bestimmten Zeitpunkt auch zurückbekommt. Und damit bei einem solchen Geschäft für den Kreditgeber auch etwas herausspringt, wird ein Zins auf die Kreditsumme beaufschlagt. Genau so kann man das Geschäftsmodell der Banken beschreiben, denn das Geschäft mit Darlehen stellt für das Gros der Banken weltweit das sogenannte „Brot und Butter“-Geschäft dar.
Kreditvergabe: Bonität ist nicht gleich Bonität
Und damit Banken bei diesem Geschäft mit ihren, aus den vergebenen Krediten generierbaren Umsätzen entsprechend „planen“ können, haben Sie Sicherheiten eingebaut, was heute allgemein als Absicherung gegen Kreditausfall bekannt ist. Das heisst, dass Kredite und Darlehen nur an Personen vergeben werden, die über eine einwandfreie Bonität verfügen. Womit gemeint ist, dass die Bank anhand verschiedenster Kriterien bewertet, inwieweit sich der potenzielle Kreditnehmer das gewünschte Darlehen überhaupt leisten kann.
Was im Grunde nicht anderes bedeutet, dass sich Banken ein klares Bild über die persönliche aktuelle als „historische“ Finanzlage (bspw. KSV Auskunft) machen, um dann festzustellen, ob die Vergabe eines Kredits für die Bank tragbar ist oder eben auch nicht. Ergo: Kunde mit guter Bonität oder eben auch nicht!
Was ein Großteil der Verbraucher beziehungsweise Kreditnehmer oftmals jedoch nicht weiß, ist die Tatsache, dass zwei verschiedene Arten der Bonität gibt: Die statische und die dynamische Bonität! Und bei genauerer Betrachtung dieser beiden Bonitätsarten zeigts sich, dass die Unterschiede durchaus bedeutend bei der Kreditvergabe sind beziehungsweise sein können.
Was die „statische Bonität“ bedeutet
Bei der statischen Bonität handelt es sich um das Verhältnis zwischen der Kreditsumme, und den Sicherheiten, die dafür aufgebracht werden können. Die statische Bonität wird oftmals auch ‚Beleihungsauslauf‘ genannt. Für die Kreditinstitute ist es also nicht einerlei, welche Sicherheiten für den Kredit herangezogen werden können. Die statische Bonität ist demnach gewissermaßen vergangenheitsorientiert und weist eine tendenzielle und finanzielle Entwicklung des Antragsstellers aus. Hieraus kann die kreditgewährende Bank bestimmte Rückschlüsse hinsichtlich der Liquidität schließen und so eine positive als auch negative Kreditentscheidung treffen.
Was die „dynamische Bonität“ bedeutet
Bei der dynamischen Bonität handelt es sich hingegen um gegenwartsgemäße, also aktuelle Kennzahlen. Die dynamische Bonität orientiert sich demnach so gut wie gar nicht an der Vergangenheit. Dieser Typus der Bonität steht beispielsweise für die Bewertung des Verhältnisses des verfügbaren Nettoeinkommens des potenziellen Kreditnehmers zur Höhe der monatlichen Kreditrate.
Zudem spielen bei der dynamischen Bonität zwei weitere Bewertungskriterien eine gewichtige, wenn nicht gar entscheidende Rolle:
1.) Die Zahlungsfähigkeit
Die Zahlungsfähigkeit beschreibt, ob sich der Kreditnehmer die monatliche Rate nach Abzug seiner Fixkosten überhaupt noch leisten kann- Stichwort Haushaltsrechnung. Zur Bewertung dessen und dem seit 2016 wirksam gewordenen HIKrG (Hypothekar- und Immobilienkredit Gesetz) wird eine sogenannte ‚fiktive‘ Rate zur Berechnung herangezogen. Diese fiktive Rate ist mit einem bewusst höherem Zinssatz bemessen, um eine planmäßige Überschuldung von Kunden durch die Banken zu verhindern. Gleichzeitig bietet diese auch umgekehrt für den Kunden einen gewissen ‚Puffer‘ und ist somit im Interesse beider Vertragsparteien.
2.) Die Zahlungswilligkeit
Bei der Zahlungswilligkeit geht es um das bisherige Zahlungsverhalten und das Kontogebaren des potenziellen Kreditnehmers. Die kreditgewährende Bank schätzt auf diesem Weg ab, wie schnell und in welchem Umfang der Antragssteller seine Verbindlichkeiten bisher tilgen konnte. Das heisst, dass eine Bewertung der sogenannten Kredithistorie erfolgt. Desweiteren ist bei der abschließenden Bewertung entscheidend, wie viele Kleinkredite oder Ratenzahlungen der Kunde vereinbart hat. Vor allem auch wofür Konsumkredite verwendet wurden und welches Tilgungsverhalten bei dieser Art von Verbindlichkeiten vorherrscht. Um die Zahlungswilligkeit bestmöglich zu ermitteln, kann die Bank auch Kontoauszüge vom Girokonto der letzten Monate verlangen anhand dieser geprüft wird, ob der Kunde mehr ausgibt als er einnimmt oder nicht.
Abschließender Tipp bei der Kreditaufnahme
Ist der Beleihungsauslauf als auch die Zahlungsfähigkeit bei einer Bank in Ordnung, so steht der Kreditvergabe in der Regel nichts mehr im Wege. Sind allerdings trotz gutem Einkommen kaum Eigenmittel vorhanden, so wird die Bank aufgrund möglicher Rückschlüsse zur Zahlungswilligkeit nachfragen. Sollte eine solche Nachfrage auftauchen, gilt es hier nachvollziehbare Erklärungen vorweisen zu können. Andernfalls kann an diesem Punkt, trotz bis dato vorliegenden Positiv-Merkmale, die Ablehnung des gewünschten Kredits erfolgen. Insofern gilt: Bestmöglich auf den Kreditprozess vorbereiten!
Redakteur: Markus Gildemeister
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