Kennen Sie die folgende Situation? Da gibt es bei Amazon oder sonstwo ein quasi unschlagbares, aber zeitlich begrenztes Angebot für ein Produkt, was man schon lange als geplante Anschaffung im Auge hat. Das Problem? Man hat gerade nicht das nötige Kleingeld! Lösung: Ein Kredit muss her. Was angesichts niedriger Zinsen und schneller Kreditverfügbarkeit – Stichwort: Schnellkredit – auch nicht wirklich abwegig scheint. Und doch sollte man keine allzu schnellen Kreditentscheidungen treffen. Allen Verlockungen vermeintlicher TOP-Angebote zum Trotz. Aus gutem Grund, denn ein Kredit passt vielleicht gerade jetzt nicht zur aktuellen Lebenssituation. Schliesslich bindet man sich für mindestens 12 Monate an einen Darlehensvertrag und zahlt Monat für Monat die Kreditraten. Wenn es also ein Kredit sein muss, sollte man sich hierzu auch eine passende Kredit-Strategie zurecht legen.
Vor der Kreditaufnahme: Die eigene Lebenssituation richtig einschätzen
Wer einen Kredit aufnehmen möchte, sollte vorab folgende Fragen für sich offen und vor allem ehrlich beantworten:
- Welcher Betrag steht mir monatlich zur Kredittilgung zur Verfügung?
- Habe ich auch nach Abschluss des Kredits noch einen finanziellen Spielraum auf Monatsbasis?
- Habe ich stabile oder eher schwankende Einkünfte? Provisionsbasiertes Gehalt?
- Sind weiter grössere, erforderliche Anschaffungen in naher Zukunft bekannt?
- Ist die geplante, kredit-finanzierte Anschaffung wirklich notwendig?
Wenn die Fragen beantwortet sind, fällt es leichter, die richtige Entscheidung zu treffen. Jemand mit stark schwankenden Einkünften sollte zum Beispiel darauf achten, dass es Sondertilgungsmöglichkeiten gibt, oder dass die Zahlung jährlich erfolgt. Wenn hohe zusätzliche Belastungen zu sehr die Flexibilität einschränken, ist es oft besser eine lange Laufzeit zu wählen oder generell auf die Aufnahme des Kredits zu verzichten.
Exakten Überblick über die monatlichen Kosten des Kredits verschaffen!
Zweifelsohne gilt der erste Blick bei den Kreditkosten immer dem Zinssatz. Aber der Zins allein sagt nicht alles über die monatliche Kreditbelastung beziehungsweise die endgültige Ratenhöhe aus. Der Sollzins zum Beispiel beschreibt den reinen Zinssatz ohne Zusatzkosten. Die wichtigste Kennzahl ist IMMER der effektive Jahreszins. Denn dieser beschreibt die Zinsbelastung inklusive Nebenkosten.
Der zweite Faktor, der die monatlichen Kosten beeinflusst, ist die Höhe der Tilgung. Wer einen hohen Kredit innerhalb kurzer Laufzeit abzahlen möchte, hat ein hohe Tilgungsrate und damit hohe monatliche Kosten, wobei sich die Zinskosten aufgrund kürzerer Laufzeit verringern. Was bedeutet, dass eine kurze Laufzeit den Kredit zwar günstiger macht, aber die monatlich finanzielle Flexibilität deutlich verringert.
Kreditkosten unbedingt optimieren
Geht es um die Optimierung der Kreditkosten, so stellt abermals der Zinssatz den entscheidenden Hebel dar. Je niedriger dieser ist, umso günstiger der Kredit. Die Höhe der Zinssumme für einen Kredit wird hierbei von der Laufzeit und von der Dauer der Zinsbindung bestimmt. Zudem agieren Banken bei der Zinsfestlegung nach folgendem Prinzip: Je länger der Zins gebunden ist, umso mehr Unsicherheit für die Bank, was sich in einem höheren Zinssatz für einen Kredit niederschlägt. Im Umkehrschluss bedeutet also einen kurze Zinsbindung bzw. ein variabler Zins niedrigere Kosten, dafür dann aber auch eine geringere Planungssicherheit als Kreditnehmer.
Letztendlich gilt es immer individuelle festzulegen, welche der beiden genannten Wege der Optimalste ist, jedoch kann mit folgenden Strategien einen Kredit in beide Richtungen bei den Kosten optimieren:
- Kredite mit unterschiedlicher Laufzeit und Zinsbindung abschließen
Man kann einen Kredit mit kurzer Laufzeit bzw. kurzer Zinsbindung und einen Kredit mit langer Zinsbindung abschließen. In der Mischkalkulation erhält man einen niedrigeren Zins. Gleichzeitig hat man für den Langläufer eine hohe Planungssicherheit. Gerade bei einem Baukredit ist es häufig möglich, höhere Sondertilgungen zu vereinbaren, die man dann für den Langläufer nutzen kann, sobald der Kurzläufer abgezahlt ist. Wenn die Bank nicht die Flexibilität in der Tilgung einräumt, ist der Nachteil an diesem Modell, dass man für einen gewissen Zeitraum mit einer höheren Belastung umgehen müssen.
- Zins mit variablem Zinssatz, aber einem Cap bei steigenden Zinsen
Geht man davon aus, dass die Zinsen auf niedrigem Niveau bleiben, aber das Risiko nicht begrenzen möchte, kann man diese Kreditstrategie nutzen: Man zahlt bei der Bank nicht für die volle Zinsbindung, sondern nur für einen Maximalzins. Damit kann man sein maximales Kreditrisiko kalkulieren, aber von niedrigeren Zinsen oder vielleicht sogar fallenden Zinsen profitieren. Manche Banken bieten sogar an, dieses Modell während der Laufzeit des Kredites zu nutzen. Dies bedeutet aber, dass man das Marktgeschehen und Indices wie z.B den Euribor im Blick behalten muss.
Redakteur: Markus Gildemeister
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