Kredite sind salonfähig geworden. Wer heutzutage eine Anschaffung plant, aber das gewünschte Gut gerade nicht aus den eigenen finanziellen Mitteln heraus bezahlen kann, nimmt halt einen Kredit auf. Der Makel, mit einem Kredit belastet und damit aus Sicht seiner Mitmenschen ja „verschuldet“ zu sein, existiert schon lange nicht mehr. Im Gegenteil: Heutzutage kann es sogar vorkommen, dass man einen Blick des Unverständnisses erhält, wenn man sich der Möglichkeit einer Kreditaufnahme aufgrund des attraktiven Niedrigzinsumfeldes gar verweigert. Immerhin sind Kredit aller Art gerade so günstig wie nie. Worauf also bitte noch warten?
Sollzinssatz beim Kredit ist nicht relevant zur Kreditentscheidung
Doch genau diese Haltung hat ihre Tücken, denn so manch ein Kreditangebot, was vordergründig günstig aussieht und Menschen zu vorschnellen Entscheidungen verführt, ist auf den zweiten Blick alles andere als günstig. Denn die Tücke liegt im Verständnis dessen, was Banken als vermeintlich geltenden Zinssatz für das angebotene Darlehen ausweisen – den sogenannten Sollzinssatz. Und genau diese Sollzins-Angabe verführt aufgrund des oftmals sehr niedrig erscheinenden Niveaus besonders attraktiv. Und was günstig erscheint, fördert bekannterweise die Entscheidungsfreudigkeit. Allerdings nur zum Vorteil der kreditgewährenden Bank und nicht zugunsten des Kreditnehmers. Doch warum ist dem so? Wo liegt hier die Tücke?
Die Frage ist einfach zu beantworten und eigentlich als Antwort auch bekannt: Der entscheidende Zinssatz bei einem Kredit ist eben nicht der Sollzinssatz, sondern der effektive Jahreszins. Denn nur dieser Zinssatz beinhaltet sämtliche Kreditkosten und weicht somit in der Regel vom Sollzinssatz ab – und zwar nach oben! Was im Klartext bedeutet, dass der Sollzinssatz bei einem Kredit nicht als Grundlage dahingehende bewertet werden kann, wie teuer der aufgenommene Kredit dann in der Tilgungsphase tatsächlich wird. Und da jede Bank Kreditkosten unterschiedlich berechnet und demnach in den effektiven Jahreszins einfließen lässt, bedeutet dies, dass bei Krediten ein extreme Spanne hinsichtlich der Höhe des effektiven Jahreszinses entsteht.
Zinsunterunterschiede von 1.000 € bei einem Kredit keine Seltenheit
Um dies zu verdeutlichen, soll einer der wohl am häufigsten aufgenommenen Kreditarten als Beispiel gelten: ein Kraftfahrzeug-Kredit in Höhe von 10.000 Euro und einer gewünschten Laufzeit von 5 Jahren. Bei einem Vergleich von insgesamt 8 Banken in Österreich zeigte sich, dass zwischen dem günstigsten Kreditangebot und der teuersten Offerte ein Unterschied von knapp 1.000 € bei der gesamt zurück zu zahlenden Kreditsumme bestand.
So wies das günstigste Angebot für eine KFZ-Finanzierung einen effektiven Jahreszins von 3,4 Prozent aus, was bei einer Laufzeit von 5 Jahren einer zu tilgenden Kreditsumme von 10.876,20 Euro entspricht. Das teuerste Angebot zur Finanzierung wies hingegen einen effektiven Jahreszins von 7,67 Prozent, was am Ende eine Tilgungssumme in Höhe von 11.880 Euro bedeutet. Eine Unterschied, der entscheidenden Einfluss auf die monatlich Kreditrate hat und die gesamte Kreditrechnung aus den Fugen geraten lassen kann.
Ein korrekter Kreditvergleich ist zwingend
Und die Erkenntnis aus solche einer Rechnung? Kredite sind allein aufgrund einer Niedrigzinsphase nicht per se günstig. Denn letztendlich entscheiden die Banken, mit welchem Zinssatz letztendlich ein Kredit vergeben wird. Wer als die Aufnahme eines Kredits plant, sollte die verschiedene Angebote vergleichen und dabei nicht nur oberflächlich auf den Zinssatz schauen. Und schon gar nicht auf den günstigen "Sollzins".
Es gilt sich immer am "Effektiven Jahreszins" zu orientieren, der letztendlich alle Kosten abdeckt.
Redakteur: Markus Gildemeister
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