Die Frankenkredite – Viele Österreicher, die in der Vergangenheit Kredite in der Schweizer Währung aufgenommen haben, um beispielsweise ihre Wohnimmobilie zu finanzieren, standen mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurs seitens der Schweizerische Nationalbank vor erheblichen finanziellen Problemen. Und diese Probleme könnten erneut auftreten.
Denn es geht seit etwas mehr als 2 Jahren mit dem Wechselkurs des Franken zum Euro wieder Schritt für Schritt nach oben. Im Mai diesen Jahres erreichte der Franken-Kurs vorübergehend seinen höchsten Stand seit gut fünf Jahren, also jenem Jahr in dem die Schweizer Nationalbank die bereits erwähnte Aufhebung der Kursbindung beschloss.
Der Grund für den stetig steigenden Kurs der Schweizer Währung? Sie gilt neben Gold bei zahlreichen Anlegern nachwievor als eine der sichersten und stabilsten Währungen weltweit. Und Experten sehen vor allem aufgrund der weltweit anhaltenden Corona—Krise einen weiteren Anstieg der Währung als durchaus realistisch.
Nun mag diese Kurssteigerungen Anleger in Schweizer Franken zweifelsohne erfreuen, Kreditnehmer in Österreich dürfte diese Entwicklung jedoch erneut zunehmende Sorgen bereiten. Vor allem jene Bürger , die sich vor geraumer Zeit bei Österreichs Banken mit den sogenannten Frankenkrediten langfristig verschuldet haben. Denn für sie bedeutet ein stetig steigender Kurs der Schweizer Währung eine zunehmende Wert-Verschlechterung des eigenen Kredits – Stichwort: Wechselkurs-Verluste.
Frankenkredite: 35 bis 45 Prozent Verlust beim Wechselkurs
Denn die Schuldenlast für Franken-Kreditnehmer ist während der Corona-Pandemie mit dem schwächeren Euro im Verhältnis zum Schweizer Franken in teils erheblichem Maße größer geworden. Zwar zeigt sich, dass heimische Privathaushalte ihre Kredite in Fremdwährungen, wovon gut 96 Prozent auf jene Franken-Kredite entfallen, weiter abbauen.
So reduzierte sich Volumen der Fremdwährungskredite in Österreich in der ersten Hälfte des laufenden Jahres um 6,8 Prozent (wechselkursbereinigt) auf 12,8 Milliarden Euro. Dennoch knapp 13 Milliarden Euro sind immer noch eine bemerkenswerte Summe – wenn auch weit entfernt, von dem, was 2008 mit knapp 38 Milliarden Euro im Raum stand.
Zum Vergleich: Im Herbst 2008, als die Finanzmarktaufsicht (FMA) neuen Krediten in anderen Währungen als dem Euro aufgrund der hohen Risiken einen Riegel vorgeschoben hatte, war in Österreich noch ein ungefähr drei Mal so großes Kreditvolumen in Fremdwährung offen.
Schätzungen unter Finanz-Experten zeigen, dass Verbraucher, welche aktuell noch aktive Frankenkredite in Höhe der genannten 12,8 Milliarden Euro nutzen, derzeit mit Wechselkursverlusten zwischen 35-45 Prozent der ursprünglichen Kreditsumme rechnen müssen. Einige Experten gehen sogar von noch höheren Verlusten aus, denn betrachtet man nach deren Analysen die durchschnittliche Kreditsumme bei den Frankenkrediten in Höhe von rund 183.000 Euro durchschnittlich, so existiert derzeit eine durchschnittliche Deckungslücke in Höhe von stattlichen 89.000 Euro.
Fremdwährungskredite – hochspekulativ und risikobeladen
Dass die Fremdwährungskredite nun abermals bei zahlreichen Österreichern für entsprechende Ängste sorgen, ist sowohl verständlich als auch nur bedingt nachvollziehbar, denn Fremdwährungskredite gelten generell als spekulativ und somit stark risikobehaftet.
Den diese Form von Krediten weist nicht nur das allgemein bekannte Wechselkurs-Risiko auf, sondern Risiken bei den Zinsen sowie der Performance des eigentlichen Tilgungsträgers - zumeist in Form von Anleihen, Aktien, Investmentfonds etc..
Wie gefährlich solche Finanzierungsprodukte - insbesondere die in Österreich von 1999 bis zum FMA-Neuvergabeverbot 2008 sehr beliebten Franken-Kredite - sein können, haben die Weltfinanz- und Wirtschaftskrise sowie die spätere Euro-Staatsschuldenkrise gezeigt.
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