Wie wirkt sich die Corona-Krise wirtschaftlich aus? Dies ist zweifelsohne eine der Kernfragen nicht nur von Politikern, sondern von jedem einzelnen Bürger, sei es in Deutschland Österreich oder einem anderen Land dieser Welt. Und das durchaus heruntergebrochen auf die Vorgehensweise von Banken bei der Genehmigung und Vergabe von Kredite – sowohl an Unternehmer, einzelne Freiberufler als auch Otto-Normal Verbraucher. Zeigen sich Banken restriktiver, also vorsichtiger bei der Kreditvergabe? Wenn ja, in welcher Form?
Fragen, deren Beantwortung sich nun die Österreichische Nationalbank (OeNB) angenommen hat. Sie hat sich nun rückwirkend mit der Kreditsituation im Jahr 2020 beschäftigt, um im Rahmen einer Untersuchung festzustellen, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die heimische Bankenwelt hatte.
Die erste Erkenntnis der Untersuchung: Über ein mangelndes Geschäft mit Krediten konnten sich Österreichs Banken im Jahr 2020 grundsätzlich nicht beklagen. Denn gerade zu Beginn der Corona-Pandemie war das Niveau der Kreditanträge auf einem ungewöhnlich hohen Niveau – sohl bei der Höhe der Anträge selbst als auch bei den in Anspruch genommenen Kreditsummen. Insbesondere im Bereich der Unternehmenskredite konnte ein starker Zuwachs verzeichnet werden.
Staatliche Garantien förderten Kreditnachfrage 2020
So lag in den ersten drei Quartalen des Jahres 2020 der Bedarf an Liquidität bei den Unternehmen deutlich über dem des Jahres 2019. Vorrangiger Grund für die Aufnahme neuer Kredite bestand für die anfragenden Unternehmen vor allem darin, die eigene Liquidität während der Pandemie in einem benötigten Rahmen aufrecht zu erhalten.
Gefördert wurde die Nachfrage zudem dadurch, dass das Land Österreich bei einer Vielzahl an Kredite eine staatliche Garantie zur Absicherung der Kredite gewährte. Interessant ist dann jedoch, dass mit Beginn des zweiten Halbjahres 2020 die Anzahl der Kredite mit staatlicher Garantie deutlich abnahm. Einen wesentlichen Grund hierfür sehen die Experten der Österreichischen Nationalbank vor allem in einem veränderten Verhalten seitens einzelner Banken bei der Gewährung entsprechender Unternehmenskredite.
Erhöhte Sensibilität bei den Banken erkennbar
Die Erkenntnis der Nationalbanker? Nach der ersten Welle der Corona-Pandemie haben Österreichs Banken ihre Richtlinien für Unternehmenskredite im zweiten Halbjahr 2020 mehr oder weniger deutlich verschärft. Verantwortlich für diesen Schwenk hin zu einer höheren Sensibilität sind nach Auffassung der Nationalbank die bis dato das Kreditgeschäft fördernden staatlichen Garantien, denn sie hätten strengere Richtlinien schlicht und ergreifend nicht möglich gemacht. Selbst, wenn die Banken es gewollt hätten – die staatlichen Garantien hätten eine Verschärfung der Richtlinien bei Krediten schlicht ad absurdum geführt.
Wegfall staatlicher Garantie verantwortlich für Verschärfungen bei Kreditvergabe
Mit dem Wegfall jener staatlichen Kreditgarantien sei dies jedoch aufgehoben worden und die Banken hätten die eigenen Vergaberichtlinien an die neuen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anpassen müssen. Dies sei insbesondere dadurch erreicht worden, in dem man die Kosten und Rahmenbedingungen für Unternehmenskredite, zu denen Margen, Nebenkosten oder Erfordernisse für Sicherheiten entsprechend angepasst habe.
Insbesondere die Margen (Zinsaufschläge auf Referenzzinsen) für Unternehmenskredite wurden fortlaufend erhöht – vor allem für risikoreichere Kredite. Das heisst für Kredite an Unternehmen, die sich, in den von der Corona-Krise besonders hart getroffenen Branchen wie dem Tourismus und Gastronomie-Gewerbe oder dem Veranstaltungssektor bewegen.
Auch bei Privatkrediten sinkt die Anzahl vergebener Kredite deutlich
Auch bei ei Konsum- und anderen Krediten an private Haushalte brach die Nachfrage im zweiten Quartal 2020 deutlich ein. Als Gründe dafür werden ein gesunkenes Konsumentenvertrauen und geringere Ausgaben für langlebige Wirtschaftsgüter wie Autos und Möbel genannt.
Insgesamt wurden von April bis Mai 2020 mit 0,8 Milliarden Euro deutlich weniger Konsumkredite als im Vergleichszeitraum 2019 (1,1 Milliarden Euro) neu vergeben. 2020 kam es beim Kreditgeschäft mit privaten Haushalten ebenfalls zu Verschärfungen von Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen.
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