Klassische Lebenssituation: Es ist eine dringende Anschaffung nötig und da keinerlei Rücklagen zur Verfügung stehen, muss ein
Ratenkredit her. So wird ein solches aufgenommen, wohlweislich wissend, das man nun schlimmstenfalls über Jahre hinweg eine Schuldenlast zu tragen hat. Eine Schuldenlast, die das finanzielle Wohlbefinden nicht gerade steigert. So reift verständlicherweise in den meisten Kreditnehmern recht schnell der Gedanke, das von nun an gespart und entsprechende Rücklagen geschaffen werden müssen. Die neuerliche Aufnahme eines Kredits soll so bei zukünftigem Bedarf weitestgehend vermieden werden. Ein Vorhaben, dass augenscheinlich verständlich ist, aber aus Sicht von Finanzexperten keinen Sinn macht.
Kredit erst tilgen und dann für Rücklagen sparen
Wer einen Kredit aufgenommen hat und hieran abbezahlt, sollte sich grundsätzlich von dem parallel stattfinden Sparen distanzieren beziehungsweise damit gar nicht erst anfangen. Zumindest so lange nicht, wie der Kredit nicht vollständig abbezahlt ist. Denn unter dem Strich betrachtet bringt die schnelle Tilgung eines laufenden Kredits deutlich mehr als zur Verfügung stehendes Geld in einer aktuellen Niedrigzinsphase anzusparen: Das folgende Beispiel verdeutlich diese Position >>
Es wurde ein
Verbraucherkredit über 15.000 Euro aufgenommen. Der Zinssatz liegt bei 5,35 Prozent, die Laufzeit bei fünf Jahren. Die monatliche Rate beträgt 284,60 Euro. Während der Laufzeit fallen 2.076 Euro Zinsen an.
Gleichzeitig werden monatlich 285 Euro mit einer Verzinsung von 2,5 Prozent angelegt beziehungsweise „gespart“. Der Zinsertrag aus dieser Spar (Geld)anlage beträgt nach den fünf Jahren 1.120 Euro. Die Kosten für den Ratenkredit sind demnach fast doppelt so hoch, wie die Erträge aus der Geldanlage.
Woraus sich schlussfolgern lässt, dass mit einer schnellstmöglich Tilgung des laufenden Kredits deutlich mehr an Kosten eingespart werden kann, als mit der Geld - / Spareinlage. Denn hätte man die 285 Euro zusätzlich zur vereinbarten Kreditrate hinzugefügt, wäre der Kredit früher abbezahlt ergo die Zinsbelastung deutlich geringer als der Ertrag aus der Sparanlage.
Schuldenbefreiung sollte Vorrang haben
Aus dem Grund werden Finanzexperten auch nicht müde immer erst die Schuldentilgung zu empfehlen, bevor es danach an das Sparvorhaben geht. Hierzu sollten allerdings die laufenden Konditionen von Geldanlagen und Krediten regelmäßig überprüft werden. Sind die Zinsen für Darlehen höher, als die für Anlagen, sollte zuerst die Tilgung vorgenommen werden. Und diese Konstellation ist die Regel. Erst wenn die Kredite getilgt sind, sollte man mit dem Sparen beginnen. Das bietet noch einen positiven Nebeneffekt: Wer nämlich seine Kredite zurückgezahlt hat, stellt seine gesamte Finanzlage auf sichere Beine. Das Risiko, dass es aufgrund von Krankheit oder Arbeitslosigkeit zu Zahlungsausfällen kommt, kann somit deutlich gesenkt werden.
Redakteur: Markus Gildemeister
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