Es ist eine Aussage, die eigentlich jedem Bürger ein gutes Gefühl hinsichtlich seiner Wahrnehmung als Mensch geben sollte: Alle Menschen sind gleich und demnach auch gleich zu behandeln! Was gut, vor allem aber fair und erstrebenswert klingt, existiert nur bekanntermaßen in der Praxis kaum bis gar nicht. Nicht ohne Grund wird gerade jener Satz oftmals von Bürgern aller Herren Länder nicht selten mit der Aussage „aber manche sind gleicher“ beantwortet. Was im Klartext bedeutet, dass so manch ein Bürger – aus welchen Gründen auch immer – eine anders geartete Wahrnehmung und Behandlung seiner Anliegen erfährt. Ein Umstand, der sich gerade auch im Finanzbereich mehr als deutlich darstellt. Möge hierzu einfach einmal das Beispiel der Kreditaufnahme herhalten.
Kredit ist nicht gleich Kredit – die Konditionen hängen vom Verbraucher ab
Allein beim Thema „bonitätsabhängiger Zinssatz“ zeigt sich, dass Banken hier mit individuellem Bewertungsmaßstab agieren und zwar in Form der Kreditwürdigkeit. Je kreditunwürdiger ein potentieller Darlehensnehmer erscheint, umso schlechter fällt für Ihn der angebotene Zinssatz für den Kredit aus. Dabei ist die Grundlage der Beurteilung bei der Kreditwürdigkeit historisch basiert und klammert nicht selten die aktuelle als auch die zukünftige Finanzsituation eines Darlehensnehmers komplett aus. Gerade dann, wenn die Prüfung des Kreditscore rein automatischen nach fest-definierten Kriterien stattfindet.
Verbraucherkredite werden in der Regel innerhalb von 15 Minuten genehmigt
Ein anderes Beispiel im Kreditwesen ist die Bearbeitungszeit. Für die Bearbeitung klassischer Verbraucherkredite brauchen die meisten Banken heutzutage nur noch Minuten. Bestätigt wird dies durch eine Umfrage bei Finanzinstituten seitens der Beratungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers (PwC), in welcher 75 Prozent der befragten deutschen Finanzinstitute angaben, weniger als 15 Minuten für die Genehmigung der Anfragen privater Konsumenten für einen Verbraucherkredit zu benötigen. Verbraucher erfahren nach einer verbindlichen Kreditanfrage praktisch sofort, ob und zu welchen Konditionen der angefragte Kredit bereitgestellt werden kann. Zudem bieten zahlreiche Banken die Möglichkeit über den gewährten Kredit werktags innerhalb von 24 Stunden verfügen zu können.
Antragsteller für gewerbliche Kredite müssen warten
Wer hingegen als Gewerbetreibender eine Kredit beantragt, muss sich hingegen auf lange Wartezeiten einstellen. Denn im Vergleich zur Antragstellung als privater Darlehensnummer arbeiten die Banken bei B2B Kredite nachwievor langsam – und zwar sehr langsam. So stellt PwC in den Ergebnissen seiner Umfrage abermals fest, dass die Bearbeitungszeiten von gewerblichen Krediten im Vergleich zum klassischen Verbraucherkredit deutlich länger dauern.
Zur Verdeutlichung: Laut PwC-Umfrage ist nur jede jede sechste Bank in der Lage, die Kreditanfrage kleinerer Mittelständler mit Jahresumsätzen zwischen 2,5 und 20 Millionen Euro innerhalb von zwei Tagen zu bearbeiten. Etwa jedes fünfte befragte Kreditinstitut (22 Prozent) braucht dafür zwischen fünf und zehn Tagen, weitere 17 Prozent benötigen dafür laut PwC gar zwischen zehn und 20 Tagen.
Bei solchen Ergebnissen kann zum einen also wirklich festgestellt werden, dass trotz Digitalisierung etc. nicht jeder Kreditkunde (in dem Fall der gewerbliche Kreditkunde) von einer optimalen Wahrnehmung ausgehen kann. Zum anderen ist ob solcher Bearbeitungszeiten bei gewerblichen Krediten der Ruf nach einer Vereinfachung und Anpassungen im gewerblichen Kreditbereich mehr als nachvollziehbar.
Redakteur: Markus Gildemeister
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