Wer eine Finanzierung auf Kredit im Auge hat, setzt in allererster Linie mal darauf, hierzu ein möglichst zinsgünstiges Kreditangebot zu finden. Ist zudem die Finanzierung nicht zeitlich dringend, kann durchaus auch auf eine entsprechende Niedrigzinsphase gewartet werden. Tritt dann eine solche Niedrigzinsphase ein und sind deren Auswirkungen bei den Darlehensofferten im Markt erkennbar, ist die Zeit gegeben sich einen solch günstigen Kredit zu sichern und das geplante Vorhaben in die Praxis umzusetzen. Der Vorteil für die Wirtschaft liegt darin, dass diese nun durch entsprechende Investitionen seitens der Verbraucher entsprechende Belebung erfährt. Beispiel gefällig?
Aufnahme von Krediten in Österreich steigt kontinuierlich
Schaut man sich die Entwicklung der Kreditvergaben in Österreich innerhalb der letzten 10 Jahre an, so wird ein recht schnell deutlich: Die Nutzungskurve von Krediten seitens österreichischer Bürger steigt kontinuierlich mit dem sinken der durchschnittlichen Zinssätze. Während der Sollzinssatz von durchschnittlich 6,29 Prozent auf zuletzt 4,86 Prozent nach unten gegangen ist, ist im Verhältnis dazu das Kreditvolumen der Haushalte von 126,5 auf zuletzt 160,1 Milliarden Euro um 33,6 Milliarden Euro bzw. 27 Prozent nach oben geschnellt. Ergo: Je günstiger die Kredite, desto mehr und vor allem höhere Kredite nehmen Österreichs Verbraucher auf. Insbesonders hochvolumige Kredite wie Immobilien- und Hypothekar-Kredite erfreuen sich mit dem aktuellen Zinstief stark steigender Beliebtheit. Doch das Ganze scheint auch eine Kehrseite zu habe, denn die österreichische Nationalbank sieht hierin Anlass zur Sorge und richtet einen recht klaren Appell an die hierzulande als Kreditinstitute agierenden Banken.
Nationalbank kritisiert allzu „lasche“ Kreditvergabe der Banken
Nach Auffassung der Nationalbank sollten die Banken bei der Vergabe von Finanzierungen etwas genauer hinschauen. Immerhin zeigt laut Nationalbank ein „steigender Anteil der neu vergebenen Kredite“ auffällige Missverhältnisse zwischen Kreditvolumen und Besicherung bzw. zwischen Schuldenlast und Finanzkraft dieser Haushalte. Was im Klartext nichts anderes bedeutet, dass die Gefahr der Kreditausfälle und ebenso die Gefahr steigender Überschuldung kritische Ausmaße anzunehmen droht. Unter der Annahme, dass die Banken die Warnung der Nationalbank ernst nehmen, könnte dies also in der Zukunft die Kreditvergabe Praxis der Banken deutlich zum vermeintlichen Nachteil der Verbraucher beeinflussen.
Warnung der Nationalbank steht auch vor dem Hintergrund zukünftiger EZB Zinsentscheidungen
Dass die Warnung der Nationalbank nicht von der Hand zu weisen ist, hat vor allem auch einen bezug zu möglichen zukünftigen Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank. Denn wenn, wie erwartet, ab 2019 die Zinsen im Euro-Raum wieder steigen, werden auch Kredite wieder teurer. Haben Verbraucher dann keine Kredite mit Fixzinsbindungen, sehen sie sich recht schnell höheren Kreditkosten aufgrund entsprechender Anpassungen ausgesetzt. Wobei hieraus eben jene, von der Nationalbank bereits genannte Quote der Kreditausfälle und Verschuldungen dramatisch ansteigen könnte.
Redakteur: Markus Gildemeister
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