Die Nachricht kam zwar nicht überraschend, aber Amazon hat mit seiner nun in die Praxis gebrachten Idee, online für Amazon-Händler ab sofort Kredite anzubieten, durchaus für Furore gesorgt. Und sich damit ein gutes Stück dem angenähert, was Jeff Bezos seit Jahren als einen seiner wichtigsten Ziele immer wieder präsentiert: Den Wareneinkauf auf Google mittels hauseigener Finanzierungsmöglichkeit anzubieten. Doch mit diesem Ziel ist Amazon nicht allein, denn auch Google spielt seit Jahren mehr oder weniger öffentlich mit den Gedanken in den „Finanzmarkt“ mit ausgewählten Finanzdienstleistungen einsteigen zu wollen. Und so wundert es nicht, dass der Internetriese nun für seinem „Service“ Google Payment eine sogenannte E-Geld Lizenz beantragt und erhalten hat. Mit dieser Lizenz ist es Google Payment nun möglich, elektronisches Geld zu speichern als auch zu transferieren.
Dank litauischer E-Geld Lizenz Zugang zum europäischen Finanzmarkt
Und diese nun erhaltene E-Geld Lizenz bietet Google den Zugang zum wichtigen europäischen Finanzmarkt. Dies begründet sich darin, dass Litauen Mitglied der Europäischen Union ist und die nun erteilte Zulassung beziehungsweise Lizenz automatisch auch in allen anderen EU-Staaten seine Gültigkeit hat. In Zukunft kann Google Pay somit eine weit umfangreichere Rolle als lediglich die des Vermittlers zwischen Bank, Verkäufer und Käufer spielen. In Zukunft kann Google mit seinem Bezahldienst Pay also vor allem eins völlig frei entscheiden und zwar in welcher Höhe die Kosten für finanzielle Transaktionen via Google Pay anfallen. Womit sich für den Internetriesen völlig neue Einnahmedimensionen ergeben dürften.
Wird Google mit der Lizenz nun zu einer Bank?
Vorerst mal nicht, denn mit der erhaltenen E-Geld Lizenz „mutiert“ Google nicht automatisch zu einer Bank und den damit verbundenen Möglichkeiten eines umfassenden Angebot verschiedenster Bankprodukte und Finanzdienstleistungen. Bei der aktuell erhaltenen Lizenz handelte sich demnach also NICHT um eine vollständige Banklizenz. So ist beispielsweise eine Kredit-Vergabe durch die Alphabet-Tochter Google Payment vorerst somit noch nicht möglich. Jedoch hat das Unternehmen nun die Erlaubnis ohne die Beteiligung eines klassischen Geldinstituts Zahlungen abzuwickeln, elektronische Geldbörsen, wie Google Wallet, zu verwalten und digitales Geld zu prägen. Ein erster Schritt in Richtung Finanzdienstleistungsunternehmen ist mit dem Erhalt der Lizenz zumindest schon einmal getan. Die E-Geld-Lizenz ist laut Google lediglich der Anfang und bislang nur ein Teil der „konstanten Arbeit daran, unsere Kunden in Europa zu unterstützen“
Was bedeutet der Erhalt der Lizenz für Google nun für die Banken?
Fakt ist, dass die Internetriesen aufrüsten, denn neben Google besitzen mittlerweile auch Facebook und Amazon E-Geld-Lizenzen in Europa und sich anschicken, den traditionellen Banken sukzessive den angestammten Boden streitig zu machen. Denn auch wenn mithilfe dieser E-Geld Lizenzen noch keine traditionelle Kontoführung möglich ist, so darf diese aktuelle Entwicklung doch als „warnende Nachricht für traditionelle Banken“ verstanden werden. Denn durch die steigende Konkurrenz der sogenannten GAFA-Konzerne (Google, Amazon, Facebook & Apple) drohen Banken europaweit nicht nur potenzielle Kunden, sondern vor allem auch den Zugriff auf Daten zu verlieren. Nicht ohne Grund sehen auch Finanzexperten in eben jenen Daten die Währung der Zukunft
Redakteur: Markus Gildemeister
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