Eine Frage, die sich durchaus mit einem Ja beantworten lässt. Ein Leben auf Pump ist zweifelsohne salon-fähig geworden und stellt keinerlei Makel mehr dar. Zumindest solange nicht, wie man seine Schulden aus einem Kredit zurückzahlt und nicht in den Strudel einer Schuldenspirale gerät. In solchen Fällen scheidet das Kreditsystem, die nicht mehr „ins System Passenden einfach aus“ und kümmert sich um die Verbleibenden. Einmal verschuldet, ist man für das Kredit-System zukünftig wertlos. Unser heutiges Geld- und Sozialsystem ist geprägt und vor allem abhängig von Krediten.
Kredit aufnehmen? Ja - aber mit Verantwortung
Dabei ist das Angebot und die Vergabe von Krediten keinesfalls schlecht oder gar nachteilig – ganz im Gegenteil. Die Frage lautet viel mehr, ob mit Krediten noch verantwortungsvoll umgegangen wird? Um es zu verdeutlichen: Wenn ich heute Schulden aufnehme, ein Haus kaufe und einziehe, dann leiste ich mir einen Luxus, den ich mir durch Sparen erst sehr viel später, hätte leisten können. So gesehen ist Kredit nichts anderes als vorweggenommener Konsum, den ich mir aus eigener Liquidität eigentlich nicht leisten kann. Nun mag das Beispiel eines Immobilienerwerbs nicht wirklich passend erscheinen, doch lässt sich das Prinzip auf alle möglichen Konsumgüter problemlos übertragen. Muss ich immer sofort das neueste Smartphone haben? Oder gar den neuesten Fernseher? Ist es wirklich so schwierig, auf etwas hinzusparen anstatt für alles einen Kredit aufzunehmen? Und sei es auch nur durch Nutzung des Überziehungskredites bei eigenen Girokonto.
Kredit bedeutet finanzielle Abhängigkeit von Dritten
Das eigentlich Fatale ist jedoch, wenn Kredite aufgenommen und gewährt werden, wenn eigentlich von Beginn an klar ist, dass sich hier mögliche Rückzahlungsprobleme ergeben. Wenn versucht wird, Zahlungsrückstände mit der Aufnahme neuerlicher Kredite zu tilgen. Dabei ist nicht die Umschuldung beziehungsweise Kreditzusammenführung gemeint, sondern vielmehr das durchaus gängige Verhaltensmuster einen neuerlich Kredit bei Bank B und C aufzunehmen, um den Kredit bei Bank A zu bedienen – und das dann auch nur teilweise zwecks „temporärer Ruhigstellung“ von Bank A, weil auch anderen Stellen im Haushalt der finanzielle Schuh drückt. Dabei liegt die Ursache für ein solches Verhalten nicht allein bei demjenigen, der die Kredite aufnimmt, sondern vor allem an jenen, die das „funktionieren“ eines solchen Systems erst ermöglichen – den Banken selbst. Und das aus gutem Grund, denn Banken verdienen sehr gut an Krediten, solange sie mit entsprechenden Raten von Kreditnehmern getilgt werden. Zwar agiert nicht jede Bank gleich bei der Kreditvergabe, aber solange es immer wieder Banken gibt, die auch Kredite an Menschen vergibt, die ihn sich im Grunde gar nicht leisten, können, funktioniert das System bis es irgendwann zusammenbricht. Beispiel hierfür ist sicherlich die globale Finanzkrise 2008 als notleidende Kredite aufgrund hanebüchener Immobilienfinanzierungen in den USA „ausfielen“.
Umdenken bei der Aufnahme von Krediten
Und exakt diese Krise hat eins deutlich gemacht: Auf den ersten Blick „befeuert“ eine allzu einfache Vergabe von Krediten zweifelsohne den Konsum und damit die Wirtschaft. Sie suggeriert eine prosperierende Wirtschaft, in denen sich jeder einzelne etwas leisten kann. Jedoch ist dies auf lange Sicht ein Trugschluss, denn Kredite finanzieren einen vorweg genommenen Konsum. Und keiner weiß für die Zukunft, ob sich dieser Konsum überhaupt hätte geleistet werden können – beispielsweise aufgrund einer Konjunkturabschwächung, steigender Arbeitslosigkeit, persönlicher Schicksale etc. Insofern gilt, Kredite können hilfreich und nützlich sein, jedoch sollte hierbei stets „das sich leisten“ können im Auge behalten werden. Denn einen Kredit aufzunehmen bedeutet auch Verantwortung gegenüber sich selbst zu zeigen.
Redakteur: Markus Gildemeister
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