Das Internet ist und bleibt eine perfekte Spielwiese für dubiose Angebote. Nirgendwo wird dies deutlicher, wenn es darum mit der finanziellen Not anderer Menschen zu spielen und sich daran zu bereichern. Oder es zumindest zu versuchen. Worum es geht? Wer kennt sie nicht, diese in oftmals sehr holprigem Deutsche verfassten Kreditangebote in den Kommentarfeldern von facebook Posts und entsprechenden Kontaktangeboten via WhatsApp? Kreditangebote, in denen mit unglaublichen hohen Summen mit extrem niedrigen Zinssätzen und irrsinnig langen Laufzeiten geworben wird? Allein das sorgt bei zahlreichen Lesern nicht selten für ungläubiges Kopf schütteln. Und dennoch: Nicht alle Leser solche „Angebote“ sehen darin offensichtlich eine Gefahr, denn nicht ohne Grund warnt nun die Europäische Verbraucherzentrale erneut vor solch dubiosen Darlehensangeboten.
Es ist und bleibt der Klassiker: Vorschussbetrug
Dabei ist der Köder immer derselbe: Es werden hohe Kreditsummen mit langer Laufzeit, niedrigen Zinsen und somit sehr günstigen Raten geboten. Das Ganze garniert mit dem Versprechen, auch in schwierigsten Fällen helfen zu können -sprich ohne KSV / SCHUFA - und das Ganze dann tausendfach via facebook als Kommentar in hochfrequentierten Gruppen verteilt. Als Kontaktanbahnung dient dann eine Nummer via Whatsapp und dann gilt es nur noch abzuwarten. Bestenfalls werden diese „Kommentare“ mit den Kreditangeboten von gekaperten aktiven (nicht selten real existierenden) Personen / Profilen angeboten, so dass auch hier eine gewisse „Seriösität“ suggeriert wird.
KSV Prüfung oder ähnliches? Nicht doch – der Kredit kommt von einer Privatperson
Wer sich aufgrund seiner finanziellen Notsituation von einem solchen Angebot angelockt wird und Kontakt aufnimmt, gerät sofort an einen Kreditvermittler, der sich zumeist als Franzose, Spanier oder Italiener darstellt, womit auch das etwas holprige Deutsch aus dem Kommentar erklären soll. Dieser Vermittler wiederum erläutert in blumigen und hoffnungsschwangeren Worten, dass ein Kontakt zu einem reichen Privatinvestor bestehe, der es sich zur Aufgabe gemacht habe, Menschen in finanziellen Situationen auf unkomplizierte Art und Weise mit einem Barkredit aushelfen zu wollen.
Das Einzige, was nun noch benötigt werde, um den Kreditvertrag abzuschließen, sei eine Kopie der Identitätskarte und der Telefon- und Stromrechnungen. Natürlich alles bequem via WhatsApp machbar. Eine Bonitätsprüfung oder ähnliches findet natürlich nicht statt, schließlich handele es sich hier um ein Kreditgeschäft auf Vertrauensbasis.
Plötzlich werden 1.500 € Gebühren fällig
In aller Euphorie, endlich den gewünschten Kredit zu erhalten, nutzen die Betrüger nun eben jene Euphorie des Kunden aus und eröffnen Ihm, dass nun rund 1.500 Euro als angebliche Verwaltungsspesen und Notarkosten fällig wären. Das wären gängige Gebühren für die Abwicklung des Kreditverfahren und um dann den gewünschten Kreditbetrag auf das Bankkonto des vermeintlichen Kreditkunden überweisen zu können. Um die vermeintliche Seriosität dieser Kosten zu untermauern, schicken die Betrüger einen Entwurf des Finanzierungsvertrages. Wird in der Folge der Betrag überwiesen, erfolgt das böse Erwachen: Der gewünschte Kreditbetrag wird nie auf dem Konto eingehen. Neben dem Verlust von 1.500 € droht auch Ungemach dadurch, dass den Betrügern die eigenen Identitätsdaten vorliegen und so weiteren Betrügereien mittels Identitätsdiebstahl alle Türen geöffnet sind.
Redakteur: Markus Gildemeister
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