Wer sich als Österreicher den Traum vom Eigenheim verwirklich will, sieht sich mit seinem Vorhaben mittlerweile größeren Hürden ausgesetzt als noch vor ein paar Jahren. Denn seit dem Sommer 2022 gibt es ein weiteres Hindernis auf dem Weg zum Eigenheim:
Die Regeln für die Vergabe von Baufinanzierungen wurden deutlich verschärft. Die Kreditlaufzeit beträgt nun maximal 35 Jahre, es werden mindestens 20 Prozent Eigenmittel verlangt und die Rückzahlungsquote darf maximal 0 Prozent des Haushaltseinkommens betragen. Es gibt zwar an der einen oder anderen Stelle gewisse Ausnahmen und Sonderregelungen, die jedoch bei den meisten Bürgern jedoch kaum zum Tragen kommen und letztendlich eher „rechtliches Beiwerk“ sind.
Erschwerte Kreditvergabe in Österreich – Verbraucher nutzen zunehmend Kredit Angebote in Deutschland
Da wundert es nicht wirklich, dass zahlreiche Österreicher mit entsprechendem Wunsch nach Eigenheim, sich auf die Suche nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten umschauen. Dabei fällt dann der Blick immer häufiger ins Nachbarland Deutschland – und das mit durchaus steigender Tendenz. Zwar sind die Kredite dort nicht zwingend günstiger, die eine oder andere Rahmenbedingung bei der Gewährung von Immobilienkrediten ist aber vorteilhafter: So liegt die Schuldendienstquote in Deutschland deutlich höher und zwar bei 60 Prozent des Haushaltseinkommens.
Außerdem gibt es in Deutschland keine Beschränkungen bei Zwischenfinanzierungen. In Österreich werden diese kurzfristigen Finanzierungen in die Kreditsumme miteinberechnet, woran viele scheitern. Und auch die Haushaltsrechnung funktioniere in Deutschland anders, denn hier wird oftmals mit fixen Monatsbeträgen gerechnet. Allein dies macht den deutschen Kreditmarkt für viele Österreicher scheinbar deutlich attraktiver.
Kreditvergabe endet nicht an Landesgrenzen
Ein weiterer Vorteil liegt zudem auch darin, dass die Vergabe von Krediten nicht zwingend an den Landesgrenzen endet, was letztendlich auch ein breiteres Kreditangebot zur Folge hat. Denn Immobilienrechtlich mache es keinen Unterschied, ob eine Liegenschaft mit einem Kredit einer österreichischen oder einer deutschen Bank besichert ist.
Denn zulässig sind Kreditvergaben in allen Währungen von EU- und EWR(Europäischer Wirtschaftsraum)-Staaten. Diese Regelung hat vor allem vor Corona beispielsweise auch dafür gesorgt, dass viele Österreicher die sogenannten Franken-Kredite zur Finanzierung von Eigenheimen genutzt haben. Sie waren leicht zu beantragen und zum damaligen Zeitpunkt bei den Konditionen aufgrund der Währungsdifferenz deutlich attraktiver.
Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass es gerade für grenznah lebender Österreicher möglich ist, innerhalb kurzer Zeit eine Bank im Nachbarland zu erreichen und dort entsprechend mit seinem Kreditwunsch vorstellig zu werden. Letztendlich sorgt die nicht-existente Sprachbarriere auch für einen entsprechenden Zulauf bei den deutschen Banken. Problematisch wird es hingegen bei der generellen Beratung, denn es zeigt sich auch aufgrund entsprechender Befragungen, dass die Berater bei den deutschen Banken bis dato auf Finanzierungsanfragen österreichischer Bürger wenig bis gar nicht vorbereitet sind. Was zur Folge hat, dass entsprechende Kreditanträge deutlich länger in der Bearbeitung brauche als vergleichbare Kreditanträge, die von deutschen Bundesbürgern gestellt werden.
Wehe, die deutsche Banken entdecken den österreichischen Markt für Immobilienkredite
Doch all dies scheint Österreichs Bürger, die auf der Suche nach einer Immobilienfinanzierung sind, nicht davon abzuhalten über die Landesgrenzen hinweg bei den Banken des Nachbarlandes vorstellig zu werden. Eine Entwicklung, die früher oder später zweifelsohne zu einem entsprechenden Aufschrei bei Österreichs Banken führen dürfte. Vor allem, wenn die deutschen Banken hier ein bis dato eher unerwartetes Neu-Geschäft wittern. Denn bis dato geschieht noch relativ viel auf Initiative einzelner Bürger. Doch wehe, wenn die Banken aus Deutschland selbst mit entsprechenden Werbemaßnahmen in Österreich aktiv werden.
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