Kreditbetrug im Internet ist kein Phänomen, das erst mit der Corona-Pandemie aufgetaucht ist, sondern im Grunde seit dem Moment besteht, als zwielichtigen Personen bewusst wurde, dass man mit den finanziellen Notlagen anderer Menschen immer noch ein gutes, wenn auch absolut verwerfliches Geschäft machen kann. Und mit dem Aufkommen der sozialen Medien und deren steigender Beliebtheit nebst daraus resultierenden Nutzerzahlen in Millionenhöhe bietet sich den betrügerischen Absichten bestimmter Personenkreise ein riesiges Betätigungsfeld.
Social-Media als neues Feld für Kreditbetrüger
Aufzufinden sind solche „Kreditangebote“ oftmals in entsprechenden facebook-Gruppen, wo dann von angeblich zufriedenen Kreditkunden, teilweise hanebüchene Geschichten von irgendwelchen Personen (die von Gott „gesandt“ wurden) gepostet werden, dank deren Aktivität beziehungsweise Vermittlung ein völlig unkomplizierter Kredit zu unverschämt günstigen Konditionen ohne Wenn und Aber vermittelt wurde.
Oder aber völlig „banal gestrickte Angebote“ via Messenger, die ungefähr so aussehen „Brauchst du Kredit? Bekommst Du! 10.000 € zu 0,5 % Zins, 3 Jahre. Willst Du? PM an….“
Nun mag sich so manch einer fragen, wer denn bitte so dumm sei, auf solche offensichtlich betrügerischen Angebote reinzufallen? Gegenfrage: Wir würden nicht darüber einen Artikel verfassen, wenn es eben diese Personen, die auf solche Finanz-Angebote antworten nicht geben würde.
Professionalisierung beim Kreditbetrug im Internet steigt
Doch selbst wenn man solche Kreditangebote als unseriös erkennt, das Internet ist bei solchen Offerten nicht nur von Dilettanten geprägt, sondern auch von hochgradig professionell agierenden Gruppierungen. Und diese Gruppen haben eine andere, deutlich schwieriger erkennbare Vorgehensweise. Deren Kontakt Nachrichten sind nicht voll mit Rechtschreibfehlern, sofort erkennbar gefakten Profilen und schrägen Geschichten über angeblich erfolgreiche Kreditvermittlungen gespickt.
1. Schritt – die unverbindliche Freundschaftsanfrage in Finanz-Gruppen
Hier beginnt im Grunde alles mit einer ganz normalen Freundschaftsanfrage in einer jener Gruppen, in denen in irgendeiner Form Kredite und / oder Finanzen das Gruppen-Thema sind. Was Sinn macht, denn in diesen Gruppen finden sich oftmals hunderte von Personen, die sich über abgelehnte Kredite etc. austauschen und nicht selten ihrem Frust ob ihrer finanziellen Verzweiflung freien Lauf lassen.
Schritt 2: Vertrauen aufbauen und vermeintliches Insider-Wissen preisgeben
Wird diese Anfrage angenommen folgen zuerst einmal völlig unverbindlich erscheinende Nachrichten – Stichworte: schönen Worte und geschickte Gesprächsführung. Irgendwann kommt man dann auf den Punkt, dass man eine gute Quelle kenne, die auch in schwierigen Fällen Kredite bereitstellt. Nur so zur Info, falls man mal in eine finanziell schwierige Situation kommen sollte (was bei der aktuellen Corona Pandemie ja schnell geschehen können). Kurze Zeit später kommen dann noch ein paar Detail-Infos mit dem Hinweis, dass es sich hier um einen echten Insider-Tipp handele, den man bitte vertraulich behandeln sollte.
Schritt 3: Interesse geweckt? Falle zugeschnappt – das Kreditangebot nebst Vertrag
Und wenn man dann den Fehler macht, aufgrund eines so aufgebauten Vertrauens auf solch eine Offert zu reagieren, hat die Falle zugeschnappt. Denn was jetzt folgt, ist genau das, was die Betrüger erreichen wollten: Man fordert weitere Informationen an und man erhält ein Kreditangebot und nicht selten wird auch gleich ein Vertrag zugeschickt.
Und auch hier zeigt sich eine besorgniserregende Entwicklung: Während in der Vergangenheit spätestens diese Verträge als „falsch“ aufgrund von Rechtschreibfehlern etc. entlarvt werden konnten, sind diese nun deutlich realistischer geworden. Das geht sogar so weit, dass die Verträge mit Logos von namhaften Banken und / oder offiziellen Stellen versehen werden – selbst Siegel werden mittlerweile täuschend echt gefälscht.
Schritt 4: Anfallende Gebühren um Kredit auszahlen zu können
Das alles wirkt bei vielen Menschen jedoch als echt und fördert das Vertrauen. Selbst dann, wenn, und das ist die Regel, mit der Zusendung solcher Verträge bereits Gebühren verlangt werden. Zumeist erstmal nur 50 € als Aufwandsentschädigung, was für vielen Menschen noch halbwegs plausibel erscheint. Doch wer diesen ersten Betrag zahlt und den Vertrag unterschrieben zurückschickt, wird umgehend mit weiteren finanziellen Forderungen konfrontiert. Da müssen dann plötzlich die Gebühren für die Bearbeitung, Steuern, Geldwäschezertifikate, Freigabe durch die Behörden oder Notarkosten beglichen werden.
Das böse Erwachen
Selbst wenn all diese Rechnungen beglichen werden, bleibt nach dem all dem Procedere für den Kreditsuchenden nur eine Erkenntnis: Aus dem erhofften Kredit wird nichts, denn diesen hat es als Angebot nie gegeben. Dafür lacht sich irgendwo auf dieser Welt ins Fäustchen, denn wieder ist mal jemand auf seine Betrugsmasche hereingefallen.
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