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06.04.2023

EZB-Leitzinserhöhung: Wie weit steigen die Kreditzinsen noch?

Massive Erhöhungen des Leitzinses seitens der EZB und kein Ende in Sicht? Womit müssen Kreditnehmer in den nächsten Monaten beim Thema Kreditzinsen rechnen? Der aktuelle Status und was zu erwarten ist.
Droht-weiterer-Anstieg-der-Kreditzinsen
Sparer und Anleger hatten es in den letzten Jahren schwer, wenn es darum ging, zur Verfügung stehendes Kapital gewinnbringend bei den vermeintlichen sicheren Kapitalanlage-Angeboten wie Tages- und / oder Festgeld Angeboten zu mehren. Im Gegenteil: Die Zinssätze sanken über mehrere Jahre stetig bis zu dem Punkt, das sie aufgrund von quasi 0 % als absolut unsinnig galten. Grund hierfür war eine boomende globale Wirtschaft, eine geringe Inflationsrate und letztendlich kein Bedarf seitens der Zentralbanken an dem aktuellen Zinsniveau auch annährend irgendetwas zu ändern. Für Sparer und Anleger also letztendlich ein absolut nicht zufriedenstellende Situation, die man letztendlich nur durch ein direktes Engagement an den Börsen dieser Welt ausgleichen konnte.

Mit Corona und dem Ukraine Krieg kam die Zinswende

Doch wo Schatten ist, ist auch Licht und dies war zu dem Zeitpunkt auf der Seite der Kreditnehmer. Nie war es günstiger an Kredite zu kommen und das zu Konditionen, die so attraktiv waren, dass sich eine Diskussion hierüber im Grunde erübrigte. Doch dann kam Corona und dann auch noch der Ukraine-Krieg und diese beiden Ereignisse hatten erheblichen Einfluss auf die Weltwirtschaft. Die Inflationsrate stieg rasant und das Gespenst der globalen Rezession beziehungsweise der Angst davor grassierte. Und wie immer, wenn die Weltwirtschaft diese Warn-Signale aussendet, ist es für die Zentralbanken an der Zeit, mit ihrem Werkzeug der Erhöhungen des Leitzinses, diesen Signalen entgegenzuwirken.

Was folgte waren sowohl in den USA als dann auch in Europa schrittweise Erhöhung des sogenannten EURIBOR Zinssatzes für den EU-Raum, der festlegt, zu welchen Konditionen sich Banken Geld bei den Zentralbanken leihen können. Die Folge? Die Zinsen auf Geldeinlagen erhöhten sich und die Kredite wurden wieder teurer. Sparer können sich also nach jahrelanger Durststrecke nun wieder über durchaus attraktive Verzinsungen auf Tages- und / Festgeld Anlagen freuen, während sich Kreditnehmer zunehmenden Zinssteigerungen bei Krediten gegenüber gestellt sehen.

Ein Umstand, der gerade den Österreichern zu schaffen macht, denn zahlreiche Kredite sind in der Vergangenheit mit einem variablen Zinssatz abgeschlossen worden, der in Zeiten fallender Zinssätze seine Vorteile hat, aber in dem Moment, wo das Zinsniveau ansteigt, das erhebliche Risiko einer finanziellen Mehrbelastung bedeuten kann. Doch auch Kredite, die mit Fix-Zins abgeschlossen wurden, sind nicht als sicher zu betrachten. Denn wenn diese Kredite nun auslaufen und der neue Zinssatz im Rahmen einer Anschlussfinanzierung ausgehandelt werden muss, so ist hier eine erhebliche finanzielle Mehrbelastung fest einzukalkulieren.

Massive Leitzinserhöhung aufgrund deutlich gestiegener Inflationsraten

Um das Ganze in Form von Zahlen zu verdeutlichen:

Noch im März 2021 lag die Inflation im Euroraum bei 1,3 %. Nur 9 Monate später (Dezember 2022) erreichte die Inflation einen Wert von 9,2 %.

In den USA beschleunigte sich von März 2021 auf Dezember 2022 die Teuerung von 2,6 % auf 6,5 % (mit einem zwischenzeitlichen Höchststand im Juni 2022 von 9,1 %, dem höchsten Stand seit Dezember 1981).

Verantwortlich für diese signifikante Steigerung der Inflationsraten waren vor allem, die durch den Krieg in der Ukraine explodierenden Öl- und Erdgaspreise sowie steigende Nahrungsmittelpreise. Und genau dies führte, wie eingangs bereist erwähnt, zu entsprechend restriktiveren Geldpolitik der Notenbanken.

So erhöhte von Mitte März bis 15. Dezember 2022 die Fed in den USA in mehreren Schritten ihre Leitzinsen von 0,00 bis 0,25 % auf 4,25 bis 4,50 % (Stand 23.01.2023). Im Euroraum beendete die EZB ihr letztes Asset-Ankaufprogramm und erhöhte zum 27. Juli 2022 alle drei Leitzinsen um je 0,50 Prozentpunkte, am 08.09.2022 und 27.10.2022 um weitere je 0,75 % sowie zuletzt am 15.12.2022 um weitere 0,50 %. Entsprechend stieg der 3-Monats-Euribor von minus 0,57 % Anfang Jänner bis auf plus 2,42 % am 20. Januar 2023, also um 299 Basispunkte.

Sind weitere Leitzinserhöhungen zu erwarten?

Die Frage, die sich zahlreiche Menschen nun stellen ist: Wie geht es weiter? Sind weitere Leitzinserhöhungen zu erwarten? Wen ja, in welchen Schritten? Und wann rechnen Experten mit einer Stabilisierung des Zinssatzes?

Zentrale Fragen, die sich im Moment nicht zuverlässig beantworten lassen, aber zumindest in den Aussagen der EZB-Chefin, Christine Lagarde einen Trend erkennen lassen. Sie hatte in der vergangenen Woche mit ihren Äußerungen zu weiteren Zinssenkungen an den Märkten das stärkste Echo. Die Zinsen in der Euro-Zone würden weiterhin «beständig und signifikant» steigen, betonte sie. Angesichts der Inflation, die sich «auf viel zu hohem Niveau» bewege, müsse alles unternommen werden, um sie wieder herunter ins Zielband von 2 Prozent zu bringen. Zuletzt lag die Inflation im Euro-Raum bei 10 Prozent. Damit dürften weitere monatliche Zinserhöhungen bis im März gesetzt sein, heisst es von Volkswirten.

Dasselbe Signal kommt von der FED aus den USA. Denn auch Fed-Präsident Jerome Powell hat seinen Willen und Bereitschaft zu weiteren Anhebungen betont. Zudem wiederholte er die Aussage, wonach die Zinsen länger höher bleiben müssten, um den Kampf gegen die Inflation zu gewinnen. Am Arbeitsmarkt gebe es immer noch ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Die steigenden Löhne führen hie bereits zu Zweitrundeneffekten und halten die Kerninflation hoch.

Insofern ist bei den Kreditzinsen vorerst mal keine Erholung in Sicht – Im Gegenteil.
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Redakteur: Markus Gildemeister

Markus Gildemeister

Markus Gildemeister ist seit rund 10 Jahren freiberuflicher Redakteur und bei Cashper Hauptverantwortlicher für unseren Finanzblog. Markus generelles Interesse gilt der Finanzwelt sowie der FinTech Szene. Neben seiner redaktionellen Aktivität bei uns betreibt er selbst mehrere, erfolgreiche Finanzportale. Zudem ist er Gastautor und Kolumnist in deutschen (u.a Focus.de) sowie zahlreichen US-amerikanischen Investment-Portalen (Investing.com / Stockopedia.com etc.)